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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Franz Schubert

Sinfonien Nr. 5 B-Dur und Nr. 7 h-Moll („Unvollendete“)

Freiburger Barockorchester, Pablo Heras-Casado

harmonia mundi HMM 902694
(52 Min., 11/2021)

Vor zehn Jahren bereits veröffentlichten das Freiburger Barockorchester und Pablo Heras-Casado ihr erstes Schubert-Album mit den Sinfonien 3 & 4 und rissen sie mit furiosen Tempi aus dem Dornröschenschlaf einer verfehlten Rezeption. Nachdem die badischen Topsolisten und der temperamentvolle, drahtig-trockene Spanier danach auch einige Werke der deutschen Romantik von der Patina übersättigter Klangfülle befreit und neu belebt hatten, sind sie jetzt zu Schubert zurückgekehrt und konfrontieren die sanguinische Fünfte des 19-Jährigen mit der sechs Jahre später entstandenen dunkel-bedrohlichen h-Moll-Sinfonie, der man wegen ihrer ungewöhnlichen Zweisätzigkeit schon früh das pejorative Attribut „Unvollendete“ anheftete. Doch konnte dies der enormen Popularität des Werks nichts anhaben, denn hier stößt Schubert noch zu Lebzeiten Beethovens mit revolutionärer Kraft das Tor zu Romantik auf: Offenbar wollte auch Heras-Casado den mysteriösen, und so folgenschweren Stilbruch des jungen Schubert durch die beiden so gegensätzlichen Werke deutlich machen, und so folgt auf die unbeschwerte, fast mozartische Heiterkeit der Fünften, die hier mit drängenden Tempi und schlanker Transparenz als ein spätes Meisterwerk der „Wiener Klassik“ ausgewiesen wird, eine mysteriös-dunkle, verstörend tragische und geradezu bedrohliche Interpretation der h-Moll-Sinfonie, die sich durch minutiöse Detailgenauigkeit und die radikale Umsetzung der von Schubert notierten Dynamik auszeichnet: Außer den überfallartigen Forte-Einbrüchen bewegt sich diese Sinfonie auch thematisch vorwiegend im mysteriösen Pianissimo-Bereich, was aber die wenigsten Dirigenten beachten. So erleben wir hier eine völlig neue bizarre nächtliche Traumreise, in der Erinnerung, Existenzangst und Sehnsucht zu einer neuen Realität zusammenfließen, und es wird klar, warum Schubert hier keinen weiteren Satz hinzufügte: Diese Sinfonie ist in ihrer Zweisätzigkeit bereits „vollendet“ und selten wurde dies so nachhaltig bestätigt wie in dieser, in jeder Hinsicht herausragenden Aufnahme.

Attila Csampai, 17.06.2023


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