„Musik für ein neues Jahrhundert“ lautet der Titel des neuen Albums, mit dem der Geiger Daniel Hope Werke vorstellt, die für das von ihm geleitete, in San Francisco ansässige New Century Chamber Orchestra geschrieben worden sind. Und dieser mutig gewählte Titel stimmt zumindest formell auf jeden Fall. Denn alle vier Kompositionen – darunter zwei Konzerte – sind im 21. Jahrhundert entstanden. Doch was ihren Gehalt angeht, ihr Klangvokabular und ihren Wagemut, da kommt alles ziemlich von gestern daher. So ist die „Overture“, die der Amerikaner Jake Heggie zum 30. Geburtstag des Streichorchesters geschrieben hat, bestenfalls neo-klassizistisch nett und harmlos. Dass man mit diesem Album eine (radikal entschärfte) Moderne unter ihrem Niveau serviert bekommt, kann man sich aber bereits bei den beiden prominentesten Komponistennamen denken. Das vom ukrainischen Pianisten Alexey Botvinov eingespielte 3. Klavierkonzert von Minimal Music-Guru Philip Glass mäandert so mit lyrisch-nostalgischem Flair und repetitiven Motiven und Mustern drei Sätze lang dahin. Das für Violine und Klavier komponierte und eher für die große Kinoleinwand geeignete Doppelkonzert des chinesischen Wahl-Amerikaners Tan Dun spielt erwartungsgemäß mit fernöstlichen Einflüssen. Immerhin im ebenfalls weltersteingespielten, bittersüßen „Lament“ für Solo-Violine und Streichorchester des Engländers Mark-Anthony Turnage kann Daniel Hopes Violine mit Leuchtkraft und Ausdrucksintensität beeindrucken. Das ist aber dann doch eindeutig zu wenig für ein ganzes Album, das sich im Jahrhundert vertan hat.

Reinhard Lemelle, 24.06.2023

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