Unermüdlich hackt der „Woodpecker“. Genau diesen akzentuierten und doch gleichmäßigen Rhythmus greift der Pianist Martin Tingvall mit der rechten Hand in der Hommage an den Specht auf, während Omar Rodriguez Calvo und Jürgen Spiegel an Kontrabass und Schlagzeug einschmeichelnd grundieren. Im Lauf des Stücks stellt Tingvall das rhythmische Motiv zurück, klinkt sich ins entspannte Geschehen ein und erinnert sich erst gegen Ende wieder an die Imitation des Spechts.
„Birds“ nannte das Tingvall Trio seine Disc, und das zeigt sich auch in weiteren Widmungen. Die Paradiesvögel jauchzen in „Birds Of Paradise“, der „Nuthatch“ bewegt sich wie ein Kleiber auf kleinem Raum hin und her und der „Humming Bird“ trillert wie ein Kolibri. Im summarischen „Birds“ imitiert es Gezwitscher, leitet daraus eine Melodie ab, simuliert das Erwachen bei der Morgendämmerung, gewinnt an Kraft und lässt sich am Schluss von einem Honky-Tonk-Pianisten aufspielen. Das ist gleichermaßen plakativ, eingängig und schön.
Die Welt selbst ist nicht so angenehm. „SOS“ mahnt eine Nummer – allerdings ohne das „Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz“ des entsprechenden Morserufs aufzugreifen. Das langsame, düstere, zögerliche „The Day After“ hingegen spiegelt den Katzenjammer nach der Katastrophe. „A Call For Peace“ wirkt eher kontemplativ – keine Spur von Parolen kandierenden Demonstranten sondern eher von der leisen, zarten Sehnsucht nach Frieden.
Und wie klingt es, wenn sich das Trio nicht mit den Vögeln oder dem Lauf der Welt befasst? Dann spielt Tingvall von seinen Partnern bestens begleitet ohne offensichtlichen Bezug auf den Titel „Air Guitar“, lässt in „The Return“ ein kleines und feines Motiv immer wieder auftauchen und deutet im heiteren „Africa“ mit der rechten Hand die abgehackten, rasanten Rhythmen des Daumenklaviers Kalimba an. Zur „Nighttime“ funkeln Sterne. Ansonsten können sich alle drei ebenso wie ihre Zuhörer entspannen.

Werner Stiefele, 01.07.2023

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