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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Von dieser kaum mehr gespielten Oper bleibt eigentlich nur die Erinnerung an eine griechische Soprangöttin zwischen römischen Kulissensäulen an der Mailänder Scala, verletzlich, doch überirdisch groß. Maria Callas war es, die 1954 als Julia Gaspare Spontinis „La vestale“ wieder ins Rampenlicht rückte. Zwischen Glucks Reformbemühen und den effektvollen Standbildern der späteren Grand Opéra ist diese 1807 in Paris uraufgeführte Hochfeier des Klassizismus das Bindeglied, in dem der napoleonische Hof seiner als Empire-Stil wiedererstandenen Sehnsucht nach einem neuen Römertum frönen konnte. Harmonische Grandeur und große Chorszenen verblenden sich mit italienisch schmeichelnden Melodien und anrührender Charakterzeichnung. Sogar Wagner liebte die schlichte Beispielhaftigkeit der Geschichte einer Vesta-Priesterin, die während eines Rendezvous mit General Licinius das heilige Feuer ausgehen lässt, aber später von der Göttin selbst vor dem drohenden Todesurteil gerettet wird.
In der neuen Gesamtaufnahme der Stiftung Palazzetto Bru Zane muss Marina Rebeka diese sehr großen Vorgängerinnen-Sandalen tragen. Sie macht das mehr als nur sopranordentlich, zeigt neben einer entwickelten Technik Persönlichkeit wie Charakterbiss, diese an sich eindimensionale Figur aufzuwerten. Was auch für den Franzosen Stanislas de Barbeyrac als Licinius gilt, der mit der lyrisch-kraftvollen Zwischenfachlage gut zurechtkommt. Tassis Christoyannis, Aude Extrémo und Nicolas Courjal als ständige Bru-Zane-Gäste fügen sich nebenrollenfein ein, ebenso der Flämische Rundfunkchor und Les Talens Lyriques unter ihrem Chef Christophe Rousset, der ein temperamentvoll-federndes, historisch-informiertes Händchen für diese doch arg gestrigen Zeitklänge hat.

Manuel Brug, 08.07.2023


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