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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Komeda – Jazz At Berlin Philharmonic XIV

Joachim Kühn New Trio

ACT/Edel 1099722AC1
(74 Min., 10/2022)

Es fällt immer schwer, eine Hommage an ein Meisterwerk mit dem Original zu vergleichen. Als der polnische Pianist Krzysztof Komeda 1965 die LP „Astigmatic“ einspielte, galt der Jazzrock noch als progressiv. Heute ist er Geschichte. Wer sich damit auseinandersetzt, muss also etwas Neues schaffen oder das Alte minutiös nachspielen.
Der Pianist Joachim Kühn entschied sich 2022 beim Konzert in der Reihe „Jazz At Berlin Philharmonic“ fürs Neue. Bei der historischen Aufnahme hatte Tomasz Stańko den Trompeten- und Zbigniew Namysłowski den Altsaxofonpart übernommen. Deren Beitrag ersetzte Kühn durch das Atom String Quartet – ein beachtlicher Eingriff. Nun mutiert „Astigmatic“, damals ein fast dreiundzwanzigminütiges Drangstück, zur kammermusikalischen Reminiszenz. Durch das Streichquartett wird alles fülliger; andererseits geht die improvisatorische Frische verloren. Auch die B-Seite der damaligen LP, die mit „Kattorna“ und „Svantetic“ eine pulsierende und eine etwas getragenere Nummer aufwies, erlebt eine Umwandlung vom Spontanen ins Stilisierte, aus dem virtuose, packende Soli Kühns herausragen.
„Moja ballada“ wird zum gefühlvollen Duo Kühns mit dem Geiger Mateusz Smoczyński, und die ursprünglich im coolen Mainstream angesiedelte Quintettnummer „Crazy Girl“ aus Komedas Soundtrack zu Roman Polańskis Film „Das Messer im Wasser“ verwandelt Kühn in stilvollen Kammerjazz. Wie unterschiedlich die Charaktere sind, verdeutlicht „After The Catastrophe“: Kühn nimmt es zum Anlass für ein zurückhaltendes Solo, während Komeda auf der LP „Memory Of Bach“ ein halbsakrales Stück hinterlassen hat.
Ob Krzysztof Komeda seine Kompositionen fast fünfzig Jahre nach ihrer Entstehung ähnlich gravierend umgestaltet hätte? Die Frage ist müßig. Joachim Kühn hat es gemacht und seine Hochachtung vor Komeda bezeugt, indem er dessen Arrangements und Interpretationen nicht imitiert. Zum Konzertabschluss verlässt Kühn die Komeda-Ehrung und widmet seinem zwei Monate vor dem Konzert gestorbenem Bruder das melancholische Solo „Encore: My Brother Rolf“.

Werner Stiefele, 08.07.2023


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