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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



César Franck ist nicht unbedingt als Opernkomponist bekannt. Es gab ein paar Jugendsünden und – relativ spät – die beiden dann erst posthum gespielten Musikdramen „Hulda“ und „Ghiselle“. Beide haben nordische Stoffvorlagen, was natürlich auch einem Wagner-Trend folgte, der Frankreich spät, aber doch erfasst hatte. „Hulda“, eine historisch nachklappernde, vieraktige Grand Opéra mit Epilog, geht auf ein düsteres Theaterstück des damals sehr angesagten, späteren Nobelpreisträgers Bjørnstjerne Bjørnson aus Norwegen zurück.
Die Opernfassung, die die traditionelle Nummernfolge immer wieder sinfonisch aufweicht, harmonisch spannungsreich veredelt und mit einer großen Farbenvielfalt der sorgfältigen Instrumentierung überrascht, ist freilich gegenüber dem Schauspiel sehr simplifiziert worden. Erzählt wird von Hulda, deren männliche Familienmitglieder von den Männern des konkurrierenden Aslak-Clans ermordet werden. Sie will man zwangsverheiraten. Ihre bereits christliche Mutter hält sie zur Demut an, Hulda aber will Rache. Zudem hat sie mit dem königlichen Ritter Eiolf einen heimlichen Liebhaber. Sie spinnt ein Netz aus Eifersucht und Stolz, dem ihr verordneter Bräutigam zum Opfer fällt, später aber auch Eiolf, weil der immer noch seine frühere Verlobte liebt. Als auch er tot ist, kann Hulda nicht mehr weiterleben.
So viel gefühlsgeschütteltes Melodram verlangt eine starke, mitreißende Partitur. Die liefert Franck. Gergely Madaras zieht daran an der Spitze des Kammerchors Namur und des klangsatten Königlich Philharmonischen Orchesters Lüttich souverän die Dirigierfäden. Wie immer bei den Produktionen des Palazzetto Bru Zane sind eingeführte Vokalbekannte am Start: diesmal die hochengagierte Jennifer Holloway in der Titelrolle, Véronique Gens, Judith van Wanroij und Edgaras Montvidas. „Hulda“ sollte man also gehört haben.

Manuel Brug, 29.07.2023


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