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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



„Schleierhaft schön!“, so schrieb der Deutschlandfunk anlässlich der Premiere der Märchenoper „Aladin“, die bereits 2017 in Braunschweig herauskam, aber erst jetzt den Weg aufs Album fand. Ja, hübsch ist der gefällig klingende, bisweilen auch hübsch funkelnde Zweistünder schon. Aber man reibt sich auch ein wenig die Augen. Diese Oper wurde 1941 in Chemnitz kurz nach ihrer Stockholmer Kreation erfolgreich erstaufgeführt. Man mag es im dritten Kriegsjahr verstehen, dass das Publikum nach eskapistischer Ablenkung dürstete. Da kam das harmlose, musikalisch mindestens 40 Jahre zu spät kommende Märchenspiel von Kurt Atterberg (1887-1974) natürlich gerade richtig.
Wie im noch viel späteren Disney-Film bekommt der Bettler Aladin dank seines reinen Herzens und mit Hilfe des Lampengeistes seine schöne Prinzessin. Die Figuren sind sympathisch flache 1001-Nacht-Abziehbildchen, eingekleidet in orientalistischen Klangflittertand und bunte Exotismus-Rhythmik. Atterberg, zeitlebens Ingenieur am schwedischen Patentamt, aber in seiner Heimat ein wichtiger Musikfunktionär und mit den Nazis zumindest aus Erfolgsgründen kollaborierend, war so zweifach abgemeldet. Natürlich konnte der Mann komponieren, freilich höchst konventionell. Ebenso ist das im Original deutsche Libretto von Bruno Hardt-Warden und dem als Jude lange nicht genannten Ignaz Michael Welleminsky nur Opernschwarzbrot. Das Staatsorchester Braunschweig unter dem zupackenden Jonas Alber liefert mit seinem guten Ensemble, aus dem der furchtlos attackierende Tenor Michael Ha herausstrahlt, trotzdem ein feines Plädoyer für diese in jeder Hinsicht kuriose Oper.

Manuel Brug, 12.08.2023


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