Der aus New York stammende Organist Caesar Frazier kann auf eine bewegte Karriere zurückschauen. Er spielte an der Seite von Jazz- und Soul-Stars wie Lou Donaldson oder Marvin Gaye und nahm mit „Hail Ceasar!“ (sic!) 1972 ein Schallplatten-Debüt auf, das Rap-Künstlern wie Kanye West oder Arrested Development als gut ausbeutbarer Sample-Steinbruch diente.
Umso erstaunlicher ist es, dass der 74-Jährige noch nie ein Live-Album unter eigenem Namen herausgebracht hat. Die Aufnahme „Live At Jazzcup“ aus dem gleichnamigen Café und Schallplattenladen mit Konzertprogramm in Kopenhagen schließt diese Lücke. Begleitet von einem dänisch-schwedischen Trio um Schlagzeuger Kresten Osgood, Gitarrist Johannes Wamberg und Tenorsaxofonist Jonas Kullhammar präsentiert Frazier seinen breiten musikalischen Horizont an der Hammond B3: Der reicht von straff treibendem Hardbop (in der Eigenkomposition „King Of Leonne“) über vergnügliche Souljazz-Reminiszenzen („Jive Samba“, „A Night In Tunisia“) bis hin zu erdenschwer-bluesigen Standard-Bearbeitungen („You’ve Changed“, „Willow Weep for Me“).
Zudem hat Frazier auch keine Probleme damit, sich mit Pop-Songs auseinanderzusetzen: „Thieves In the Temple“ von Prince und „Make It With You“ vom Flower-Power-Rocker David Gates, das der Organist auch schon auf seinem Erstling „Hail Ceasar!“ umdeutete, werden zu lässig swingenden Angelegenheiten.
Wem das Spiel des Bandleaders an manchen Stellen zu verhuddelt und zu hyperaktiv rüberkommt, sollte sich zum Ausgleich auf die skandinavischen Mitstreiter konzentrieren. Vor allem der 1991 geborene Gitarrist Wamberg hat die Ruhe weg und erinnert oftmals an Grant Green. Die Mischung aus cooler Jugend und forschem Alter machte auch dem Publikum im Jazzcup hörbar viel Spaß. So soll es sein.

Josef Engels, 12.08.2023

---

Diese CD können Sie kaufen bei:

---

---

---

Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.

---