Wie groß ist die Band? Das Gewimmel der Instrumente wirkt, als handle es sich um eine kleine Bigband. Nur: es gibt keine Bläser, und wer die Instrumente zählt, kommt auf magre fünf: Klavier und Keyboards, gespielt von Harold López-Nussa, Kontrabass (Luques Curtis), Schlagzeug (Ruy Adrian López-Nussa) sowie Perkussion (Bárbaro „Machito” Crespo) und Mundharmonika (Grégoire Maret). Snarky-Puppy-Gründer Michael League verantwortete die Produktion und steuerte zudem den Sound historischer Keyboards, darunter Moog Synthesizern und Mellotron, bei. Dadurch bietet die Disc so viele Höranreize, als hätte eine wesentlich größere Besetzung im Studio gestanden.
Schon die Wahl von Grégoire Maret verkörpert den Willen zu einem eigenen Sound, der sich von dem herkömmlicher afro-kubanischer Bands unterscheidet. Seine Mundharmonikas schweben über allem und erlauben durch die unterschiedlichen Charakteristika verschiedener Instrumente eine Klangvielfalt, die ihn präsenter wirken lässt, als dies ein einzelner Trompeter, Posaunist, Saxofonist oder Klarinettist jemals könnte. Auch stilistisch löst sich dieses Ensemble vom Üblichen: So klingt „Mal du pays“, als hätte sich Chick Coreas legendäre Band „Return To Forever“ den „Stairways To Heaven“ angenommen und ein wenig zum Mundharmonikasound der frühen Pat Metheny Groups hinzugezogen. Michael Leagues Komposition „Rat-a-Tat“ bringt einen Hauch von Rock ins dichte, perkussive Geflecht; ansonsten sind sein Einfluss und sein Synthesizerspiel so bedeutend, dass er in sechs Stücken als Co-Komponist neben López-Nussa genannt wird. Erst bei den drei Schlussnummern, dem verträumten „Mamá“, der Ballade „Tierra mía“ und dem fröhlichen Gassenhauer „Hope“, steht López-Nussa als Komponist allein in den Credits. Sie kommen ohne Retro-Synthesizer aus und sind damit auch näher an der Tradition angesiedelt. Diese Rückbesinnung verleiht der innovativ das afro-kubanische Genre bereichernden Disc einen zusätzlichen Reiz.

Werner Stiefele, 26.08.2023

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