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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Paul Hindemiths neobarock sachlich tönender, mit vielen Fugen aufwartender „Cardillac“ von 1926, nach E.T.A. Hoffmanns Novelle „Das Fräulein von Scuderi“, ist ein atemlos, blechgepanzerter, rhythmusgetriebener Zwanziger-Jahre-Dreiakter von neunzig zusammengestauchten Minuten. Er erzählt als Künstlerdrama von einem wahnsinnig genialen Goldschmied, der nächtens die Käufer mordet und seine Kreationen zurückholt.
Hier wird behauptet und imitiert. Eine raffinierte Als-Ob-Musik, die sich nie offenbart oder gar Farbe bekennt. Dennoch eine harsche, aber narzisstische Dirigentenkür, von Stefan Soltész lustvoll mit dem Münchner Rundfunkorchester zu den Höhepunkten gepeitscht. Gleichzeitig ist es eine herzenskalte Oper, mit bis auf die Titelrolle namenlosen Figuren als Karikaturen, Platzhaltern, Handlungstransporteuren für den pathossatten Text. Hier muss kein Interpret sich entäußern, schlimmer noch: sich identifizieren; hier muss man durchkommen, abliefern, brillieren.
Das gelang eigentlich allen. Juliane Banses mechanisch trippelnder Tochter wie dem kräftig intonierenden Torsten Kerl (Offizier). Markus Eiches Cardillac hat unangefochten im Mittelpunkt zentrierte Macht und Kraft und Magie in der Kehle. Michaela Selinger gibt gleißend die Dame, Oliver Ringelhahn ihren schnell toten Kavalier. So ist diese schon 2013 in München mitgeschnittene Oper als Veröffentlichung zum ersten Todestag von Stefan Soltész eine würdige Erinnerung an den während einer Vorstellung an der Bayerischen Staatsoper gestorbenen, für den Betrieb bedeutenden Dirigenten.

Manuel Brug, 26.08.2023


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