Haydn lässt einen immer wieder staunen. Auch in Sachen Popularität und Berühmtheit. Die genoss er bekanntlich europaweit. Auch dank so mancher melodischer Geistesblitze, die in unendlich vielen Arrangements Haydn auch das Portemonnaie füllten, wie etwa das Andante aus seiner Sinfonie Nr. 53 aus dem Jahr 1778. Rückblickend muss man sich nun aber leicht verwundert fragen, warum ausgerechnet diese schlichte und galante 08/15-Nettigkeit auch in England Haydns Ruhm begründete. Immerhin finden sich allein in seinen Sinfonien langsame Sätze, die auf einem ganz anderen Niveau das Zeug zum Ohrwurm besitzen.
Doch sind musikalische Leichtgewichte bei Haydn die absolute Ausnahme. Wie auch die drei Sinfonien belegen, mit denen Giovanni Antonini diesmal wieder mit dem Kammerorchester seine Einspielung aller Haydn-Sinfonien vorantreibt. Die 14. Folge schlägt den Bogen von der Sinfonie Nr. 33 (1761/62), die Haydn als Fan des Sturm-und-Drängers C.P.E. Bach ausweist, über die später mit „L’impériale“ betitelte Nr. 53 bis zur vier Jahre zuvor entstanden Nr. 54. Als Bonus gibt es noch einen „Presto“-Satz, den Haydn für die 53. Sinfonie geschrieben hatte. Und auch wenn sich Haydn bei den Werken diesmal mit doppelbödigen Effekten und Coups zurückgehalten hat, steckt in diesen eher klassisch geformten Sinfonien derart viel Raffinement und Geist, Tiefgründigkeit und Temperament, dass man sich auch an ihnen nicht satthören kann. Zumal Antonini & Co. einmal mehr in Sachen anspringender Spannung und Schnittigkeit nichts zu wünschen übrig lassen.

Guido Fischer, 14.10.2023

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