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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Rising Sun

Shuteen Erdenebaatar Quartet

Pias-Motema/Rough Trade 39155522
(48 Min., 12/2021)

Es kommt auch nicht alle Tage vor, dass ein renommiertes US-Jazz-Label eine völlig unbekannte Musikerin aus München unter Vertrag nimmt. Der aus der Mongolei stammenden Pianistin und Komponistin Shuteen Erdenebaatar ist dieses Kunststück gelungen: Motéma Music aus New York, das unter anderem den Sänger Gregory Porter entdeckte, war von den unverlangt eingesandten Aufnahmen der Mittzwanzigerin derart beeindruckt, dass sie jetzt Teil der Veröffentlichungsreihe zum 20-jährigen Geburtstag der Plattenfirma sind.
Erdenebaatar, die als Tochter des Direktors der Nationalen Mongolischen Oper in Ulaanbaatar aufwuchs, schafft es erstaunlich mühelos, eine reibungslose Systemkompatibilität zwischen ihrer langjährigen klassischen Ausbildung und ihrer relativ jungen Auseinandersetzung mit der Welt des Jazz herzustellen. Diese Leichtigkeit, die weitab von jeglicher Crossover-Mutwilligkeit liegt, ist die große Stärke des Albums. Ja, man hört, dass Erdenebaatar über eine feine Anschlagskultur und hohe Spieltechnik verfügt, und ja, man mag im Album-Titelstück „Rising Sun“ möglicherweise Teile des ihm zugrunde liegenden mongolischen Volksliedes erkennen können – aber wer über diese Informationen nicht verfügt, hört zuallererst ein enorm vitales Jazz-Quartett auf der Höhe der Zeit.
Saxofonist und Flötist Anton Mangold, Bassist Nils Kugelmann und Drummer Valentin Renner erweisen sich als perfekte Interpreten von Erdenebaatars Kompositionen, die Feinsinn und rhythmische Flexibilität genauso erfordern wie nonchalante Virtuosität (etwa im an Chick Corea gemahnenden „Ups and Downs“). Während Mangold auf dem Sopran- und Altsax manchmal kaum zu bändigen ist und wie eine hyperaktive deutsche Antwort auf Immanuel Wilkins wirkt, hat die Bandleaderin stets die Ruhe weg. Mit dem Solostück „Summer Haze“ oder dem mehr nach Schweden als in die Mongolei verweisenden „I’m Glad I Got To Know You“ zeigt Erdenebaatar ihre transnationale Reife. Da geht immer wieder die Sonne auf.

Josef Engels, 14.10.2023


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