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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Na sauber! Der französische Fäkalhumor beginnt schon beim Titel. „On purge bébé!“, bedeutet so viel wie „Man säubert das Kind“ – besonders an einer Stelle. „Baby hat nichts gemacht“, heißt deshalb auch zweideutig die deutsche Übersetzung der Komödie von Georges Feydeau.
Um so erstaunlicher, dass Philippe Boesmans, Belgiens dienstältester, gefühlte fünf Minuten vor seinem Opernkompositionsschluss am 10. April 2022 verblichener Musiktheatertonsetzer, im Alter von fast 86 Jahren ausgerechnet zu diesem Gossen-Goethe gefunden hat. Waren doch seine vorherigen Autoren weit wertvoller ausgewählt. Aber als sechste Boesmans-Uraufführung an der Brüsseler Monnaie-Oper wurde posthum – gefurzt. Ähnlich wie der alte Giuseppe Verdi, wollte sich Boesmans bewusst vergnüglich verabschieden.
Gelungen ist das Libretto, das Richard Brunel, Intendant der Oper Lyon zusammengekürzt hat. Obwohl Oper viel mehr Zeit braucht, herrscht Tempo und Finesse. Dabei geht es um nicht viel mehr als um das kaum Kaka machende Kind Toto. Was freilich im Hause Follavoine einen Ehekrach auslöst und fast alle Erwachsenen, die zudem noch unter Verstopfung leiden, schnell den Topf aufsuchen lässt.
Boesmans lässt dazu akustisch die Körperwinde raus. Bassem Akiki erledigt solches im Graben mit riechneutraler Nonchalance. Je unappetitlicher es zugeht, desto honorig-schräger kommen die akustischen Blähungen, heiter, zitieren gar Wagners „Erlösung dem Erlöser“. Es pupst gut gelaunt im bestens aufgelegten Orchester. Und wer hätte gedacht, dass man die gewohnt kehlenversatil höhenglöckchenschallende Jodie Devos oder den baritonstrammen Jean-Sébastien Bou so beiläufig mit Hosen runter Töne ohne jedes Pressen leicht aus der Kehle kommen lassend erleben würde!

Manuel Brug, 11.11.2023


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