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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Strands

Palle Mikkelborg, Jakob Bro, Marilyn Mazur

ECM/Universal 5821696
(47 Min., 2/2023)

Wer am Strand entlangläuft, der weiß, er tritt auf Sand oder auf Steine oder auf beides. Und manchmal auch auf Müll – aber der interessiert uns hier nicht. Ähnlich, wie am Strand schwer zu ahnen ist, wohin die auflaufende Wellen Sand und Steine spült, welche Formen entstehen, wie sich das Material mit dem Wasser wieder zurück bewegt, wirkt auch das Zusammenspiel des Trompeters Palle Mikkelborg, des Gitarristen Jakob Bro und der Perkussionistin Marilyn Mazur. Deren Klänge landen an, bilden taktlose Formen, ebben auf und ab.
Etwas mehr als eine Dreiviertelstunde improvisierte das Trio im Februar 2023 in der Danish Radio Concert Hall, davon mehr als eine halbe Stunde ohne Unterbrechung. Die zum Beginn eines neuen Stücks gesetzten Marker befinden sich allerdings genau an solchen Stellen, an denen ein neuer Spannungsbogen mit neuen Motiven entsteht. Ihnen gibt vor allem Marilyn Mazurs mit unendlich erfindungsreichem Kratzen, Schlagen, Reiben, Klopfen und Antippen von Gongs, Becken, Trommeln und einem gewaltigen Arsenal an hölzernen und metallenen Perkussionsinstrumenten Halt.
Mit dezenten Gitarrenklängen, einer wolkenverhangenen, durch synthetischen Hall modifizierten Trompetenmelodie sowie einer Fülle an perkussiven Geräuschen und einem minimalistischen Loop leiten die drei mit „Gefion“ den Konzertmitschnitt ein. In „Oktober“ verzögert sich das Geschehen, wobei Mikkelborgs Trompetenklang nun an den von Miles Davis erinnert, für den er 1984 das zehnsätzige Stück „Aura“ geschrieben hatte. „Returnings“ versandet nach Erinnerungen an Miles’ Trance-Phase in kratziger Elektronik. Der Gitarrenballade „Strands“ setzt Mikkelborg die strahlende Krone auf, bevor sie in eine von Applaus belohnte Klangmeditation übergeht. Diese Atmosphäre setzt sich in „Youth“ und „Lykaster“ fort. Das Verblüffende: Der freie Fluss der Gedanken hat zu einem faszinierend freien Reisen ins Reich der Spontaneität geführt und wirkt trotzdem wohlüberlegt und alles andere als willkürlich. Das ist Free-Jazz von heute und vom Feinsten.

Werner Stiefele, 25.11.2023


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