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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Franz Schubert

Die schöne Müllerin

Thomas Guthrie, Barokksolistene, Bjarte Eike

Rubicon/hm-Bertus RCD 1086
(61 Min., 2022/23)

Ein Tenor im Anzug, romantische Kunstlieder in großen Konzertsälen? Es gibt gute Gründe, an diese Art von vokalem Geschichtenerzählen nicht (mehr) zu glauben. Thomas Guthrie vertraut stattdessen der Kraft präsenter Interpreten. Ganz besonders bei Liedern von Franz Schubert. Deshalb singt er hier „Die schöne Müllerin“ sozusagen in Jeans und T-Shirt, mit einer Stimme zwischen Kunst und Natur.
Der Schauspieler Charly Hübner hat jüngst bei der „Winterreise“ bewiesen, dass das einen eigenen Reiz haben kann. Während man bei ihm ein Anliegen spürte, bleibt Guthries Zugang allerdings ohne jede Dringlichkeit. Das mag an seiner britischen Sprachfärbung des Deutschen und den damit verbundenen Einbußen in der Textverständlichkeit liegen. Auch bei Intonation und Verzierungstechnik gibt es einige Defizite. Ausschlaggebend ist aber vor allem der Mangel an Haltung und Idee: Dieser Barde bleibt sogar beim schaurig suizidalen Ende locker indifferent.
Spannendes bieten immerhin Guthries Arrangements und der spielerische Zugang des experimentellen norwegischen Ensembles Barokksolistene. Zwei Gitarren sorgen für die zurückhaltende, Schubert-nahe Grundfarbe, und je ein Vertreter von Violine, Viola, Cello und Kontrabass greifen tief hinein in den Klangfarbenmalkasten – einschließlich lautmalerischer oder auch mal schräg verfremdender Effekte. Da regnen Tränen in feinem Pizzikato, da erhalten „Die liebe Farbe“ durch Sordinierung, „Trockne Blumen“ durch Sul-ponticello-Effekte einen ironischen Unterton, und überall hört man Anklänge an Volks-, Tanz- und Stubenmusik. Wie schön! Und, ach, wie schade.

Susanne Benda, 02.12.2023


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