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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Sándor Veress, Klaus Huber, Willy Burkhard, Heinz Holliger u.a.

Weitergeben (Eine Anthologie mit Schweizer Musik)

Sarah Wegener, Johannes Nied, Collegium Novum Zürich, SWR Experimentalstudio, Heinz Holliger

Neos/hm-Bertus NEOS 12213
(146 Min., 2021&2022) 2 CDs

Trotz ihrer überschaubaren Größe gibt es in der Schweiz eine ungemein reiche und lange Gegenwartsmusiktradition. Was auch an jenen Komponisten lag, die gerade in den dunkelsten Kapiteln des 20. Jahrhundert wie viele gezwungen waren, sich hier vor Verfolgung und Repressalien zu retten. Einer von ihnen war der Ungar Sándor Veress, der sich 1949 in Bern niederließ. Und wie einflussreich er auch in der Schweiz als Kompositionslehrer war, unterstreicht seine namhafte Schülerschaft. Dazu gehörte u.a. Heinz Holliger, der mit seiner oftmals geheimnisvoll lyrischen Mikrotonalität wenig von Veress’ Klangdenken übernommen hat. Dieser dennoch nachhaltigen Lehrer-Schülerbeziehung begegnet man jetzt auf dem Doppel-Album „Weitergeben“, mit dem der Dirigent Holliger zusammen mit dem Collegium Novum Zürich einen „Schweizer“ Blick auf solche musikalisch inspirierenden Freundschaften wirft.
Aus einem Zeitraum von rund 60 Jahren stammen die dafür ausgewählten Kompositionen. Angefangen von der äußerst postimpressionistisch gehaltenen „Serenade“ für Oktett, die Willy Burkhard 1945 komponierte, bis hin zu dem Liederzyklus „Increschantüm“, den Holliger 2014 für Sopran und Streichquartett auf rätoromanische Gedichte der Engadiner Dichterin Luisa Famos geschrieben hat. Vom Burkhard-Schüler und -Patenkind Klaus Huber fesselt sein zerklüftetes und dann wieder schimmernd sanftes Ensemblestück „Erinnere dich an Golgatha“ (2010). Die Stücke von Jacques Wildberger („Zeitebenen“) und seines russischstämmigen Schülers Wladimir Vogel („Inspiré par Jean Arp“) sind von einer poetisch und zugleich auch wild funkelnden Farbpalette geprägt, die an die Avantgardismen von Pierre Boulez und Karlheinz Stockhausen in den 1950er Jahren erinnern. Und gleich zu Beginn dieses äußerst facettenreichen Porträts der Schweizer Neuen-Musik-Szene erklingt das vorrangig postexpressionistisch temperierte Kammerorchesterwerk „Orbis tonorum“ des fast 80-jährigen, aber so gar nicht altersmilden Veress.

Guido Fischer, 02.12.2023


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