Der Fortschrittsdrang des Daniel Behle, er ist unaufhaltsam. Ob als Sänger, Komponist oder Ertüftler eigener Soloalben, deren 19. er hiermit vorgelegt hat. Diesmal will er besonders hoch hinauf und es mächtig erschallen lassen. Zweimal „Richard“ ist es gewidmet und umfasst Musik von Wagner wie Strauss – darauf finden sich Opernvor- wie -zwischenspiele, Arienausschnitte und Orchesterlieder. Der eine als klanglicher Erfüller des anderen, daran ist durchaus etwas dran. Und Daniel Behle hat die Werke beider ja bereits ausgiebig gesungen, den David mit Riesenerfolg in Bayreuth, den Lohengrin in Dortmund und eben in Amsterdam. Und auch das Strauss-Repertoire ist ihm vertraut.
Mag sein aus dem Spiel- und Mozartfach kommender Tenor inzwischen an Volumen wie Kraft zugelegt haben, er ist immer noch lyrisch schlank, prunkt mit Silber, nicht Stahl. Doch so textdeutlich und klug er mit den Worten umgeht, eine gewisse Kurzatmigkeit lässt sich dabei nicht verleugnen. Behle singt diesmal ein klein wenig über sein Fach, das aber gekonnt und trotzdem flüssig, ohne jede Note vorsichtig auf die Goldwaage legen zu müssen. Die solide Vokalschule durch Mama Renate ist eben doch von Nutzen. Hier erklimmt er sich neben allbekannten Strauss-Hits wie „Cäcilie“, „Morgen“, „Ständchen“ oder „Heimliche Aufforderung“ zudem Stolzings Preislied und die Romerzählung des Tannhäuser mit hellem Timbre und ziselierter Feinzeichnung. Sympathische Jungs beide, keine schweren Helden.
Leicht bleibt auch das trotzdem volltönende Philharmonische Orchester Borusan Istanbul unter dem sorgfältigen Thomas Rösner, die instrumental das „Meistersinger“-Vorspiel und ein „Intermezzo“-Zwischenstück vortragen dürfen.

Manuel Brug, 09.12.2023

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