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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Lullabies

Eugen Cicero Trio

In + Out Records/Edel 2971542IO2
(48 Min., 5&6/1995)

Man könnte meinen, Eugen Cicero habe 1995 die zwölf Abendlieder des Albums „Lullabies“ fürs Abendprogramm der Rundfunkanstalten aufgenommen. Doch es war anders: Der japanische Produzent Makoto Kimatra hatte den Exil-Rumänen gebeten, die „Berceuse“ des französischen Komponisten Benjamin Godard einzuspielen, da eine relevante Menge japanischer Plattenkäufer Ciceros Verjazzung barocker, klassischer, romantischer und impressionistischer Kompositionen mochten. Folgerichtig entstand der Gedanke, es nicht bei einem einzigen Wiegenlied zu belassen, sondern gleich ein ganzes Dutzend von Abend- und Wiegenliedern zum Swingen zu bringen.
Eugen Cicero, der mit „Rokoko Jazz“ einen verschnörkelten Gegenpol in der Bearbeitung klassischer Themen zum strengeren „Play Bach“ von Jacques Loussier einnahm, konnte bei diesem Unterfangen fortsetzen, was er stets tat: Er ließ seine Finger fröhlich über die Tasten des Flügels tanzen, ließ sie Triller trippeln und, stets mal nahe an den ursprünglichen Melodien, mal sie mit etwas weiterer Distanz umgarnend, munter weiter hüpfen. Decebal Badila steuerte auf dem Elektrobass eine Fülle von Wendungen bei, die im Fusion-Jazz der 1980er und 1990er populär wurden, während Ringo Hirth zeitlos souverän auf dem Schlagzeug begleitete.
Vom „Lullaby Of Birdland“ bis zu „Schlafe, mein Prinzchen, schlaf ein“ bewegen sich die drei in einer Welt des ausgeglichenen Wohlklangs. Sei es Johannes Brahms’ „Guten Abend, gut’ Nacht“ oder „Schlaf, Kindlein, schlaf“, Robert Schumanns „Schlummerlied“ oder „Wer hat die schönsten Schäfchen“: Bei ihnen folgen auf eindeutige Vorstellungen des Themas rasche, nicht unbedingt bedächtige Variationen, die im Stil der damaligen Unterhaltungsmusik swingten. Insofern lässt sich das Eugen Cicero Trio von einer völlig anderen Ästhetik leiten als Dave Brubeck, der in seinen letzten Lebensjahren die Familienmitglieder mit konzentrierten, intensiven Wiegen- und Abendliedern beschenkte, die diese 2020 posthum zu seinem 100. Geburtstag auf dem Album „Lullabies“ zusammenfassten. Im Fall von Eugen Cicero hat das Label In + Out Records die bislang nur in Japan erhältlichen Aufnahmen nun auch in Europa herausgebracht.

Werner Stiefele, 13.01.2024


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