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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Johann Strauß (Sohn), Karel Komzák, Anton Bruckner, Hans Christian Lumbye u.a.

Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2024

Wiener Philharmoniker, Christian Thielemann

Sony Classical 19658858922
(92 Min., 01/2024) 2 CDs

Christian Thielemann hat seine stilistischen Hausaufgaben musterschülerhaft gemacht, seit er 2019 das erste Mal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigieren durfte. Zwischen den nunmehr 64-jährigen Berliner und das ihm völlig zugeneigte rotweißrote Eliteorchester passt gegenwärtig sowieso kein Blatt. Und so müffelte es nun am 1. Januar 2024 zwischen rosaroten Blumen der Stadtgärtnerei im Goldenen Musikvereinssaal und ebensolchen Konfetti aus der Kanone zur zugegebenen Jockey-Polka nirgends mehr nach Bismarckhering oder Preußenschweiß.
Die unterhaltsam aufbereiteten, trotzdem vielfach nur selten zu hörenden Polkas, Walzer, Quadrillen und Ouvertüren der Strauß-Familie, sowie von Joseph Hellmesberger, Carl Michael Ziehrer und dem „dänischen Strauß“ Hans Christian Lumbye fließen alle gelassen leuchtend dahin, werden mit Appetit ausgekostet und genossen. Sogar ein jugendsündiges Albumblatt des 200-jährigen Jubilars Anton Bruckners kommt frisch orchestriert zu Neujahrskonzertehren – das stets geschäftstüchtige Orchester hat mit Thielemann schließlich eine dicke Sinfonienbox zu verkaufen. Das also ist alles luxuriöse Unterhaltungsmusik vom Feinsten, ja fast zu edelmütig: etwas mehr Walzer-Schleiferei, Dreivierteltaktgehudel wäre doch durchaus schön gewesen.
Einen Stolperstein freilich gibt es gleich zu Anfang: den durchaus schunkeligen Erzherzog-Albrecht-Marsch von Karel Komzák: Ist es sensibel, ausgerechnet in diesen Zeiten ein solches Konzert der Freude militärisch zu beginnen? Außerdem hat dieser Erzherzog im Revolutionsjahr 1848 auch die Gewehre auf die eigenen Landleute richten lassen. Und das Stück wurde im Ersten wie Zweiten Weltkrieg zum Aus- wie Einlaufen der deutschen U-Bootflotte gespielt – auch in „Das Boot“ zu hören. So bleibt dann doch ein weltanschaulicher Wermutstropfen im Frohsinnscocktail …

Manuel Brug, 13.01.2024


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