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N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Duo

Michael Wollny, Joachim Kühn

ACT/Edel 2996332AC1
(45 Min., 1/2023)

Der Pianist Michael Wollny schrieb 2001 seine Diplomarbeit über „Tonwirbel“ in den Improvisationen von Joachim Kühn. Sieben Jahre später, am 10. September 2008, spielten die beiden das Duoalbum „Live At Schloss Elmau“ ein, und nun dokumentiert das Label ACT mit „Duo“ ein zweites, weitaus intensiveres Konzert von Kühn und Wollny am 23. Januar 2023 in der Frankfurter Alten Oper. Es klingt, als hätten die beiden – anders als bei ihrem Erstling – nicht nur eine Nacht lang das Konzert abgesprochen, sondern wesentlich mehr Zeit und Ideen in die Vorbereitung der sechs Stücke investiert. Unter anderem setzen sie in einzelnen Passagen von „Eclat“ auf zwei Flügeln dichte Tontrauben so kunstvoll übereinander, dass ein flirrendes Gespinst entsteht, aus dem sie punktgenau in ruhige, fast meditative Abschnitte übergehen. Noch kunstvoller jagen sie in „Aktiv“ über die Tasten: ein tönendes Feuerwerk ohnegleichen.
Das mag sich lesen, als gehe es bei dieser Begegnung um sportliche Höchstleistungen. Weit gefehlt. Soll das Album knapp charakterisiert werden, dann am ehesten als ein Spiel mit der Dualität von Harmonie und Eruption. Dies deuten schon die ersten Minuten an. Vorsichtig, scheinbar tastend, eröffnen Wollny und Kühn das Konzert mit „Vienna Pitch“, wobei sich aus dem Hin und Her der Führungsposition die Balance ganz langsam in Gleichberechtigung auflöst. In „Fatigue“ treffen regentropfenartige Silbertöne, dunkles Grollen und langsame Mittellagen aufeinander, und aus dem Melodienschatz von Ornette Coleman haben sie „Somewhere“ übernommen, und das als melancholische Ballade mit kräftigen Einwürfen ausgestaltet. Mit dem leisen, gefühlvollen „My Brother Rolf“ gedenken sie des am 18. August 2022 gestorbenen Bruders von Joachim Kühn. Diese Hommage beschließt ein Album voll brillant ineinander verschränkter Gedankenlinien, erhebender Unisonopassagen und kontrastreicher Themenarbeit. Dieser Konzertmitschnitt zählt zu den schönsten und reifsten Piano-Duos des Jazz.

Werner Stiefele, 27.01.2024


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