home

N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Responsive image mb-5

3

Abdullah Ibrahim

Gearbox Records/Rough Trade GB1591CD
(108 Min., 07/2023) 2 CDs

Wer drei Monate vor seinem 89. Geburtstag auf der Bühne steht, kann das Konzert etwas gemütlicher angehen als ein junger Springinsfeld. Abdullah Ibrahim, der noch nie als Schnellspieler aufgefallen war, wurde ohnehin nicht als mitreißender Virtuose, sondern als Meister des hymnischen, auf den Kern der Stücke konzentrierten Klavierspiels bekannt. Dies setzt er mit dem auf drei LPs beziehungsweise zwei CDs veröffentlichten Album „3“ fort. An seiner Seite standen Cleave Guyton (Querflöte, Piccoloflöte und Saxofon) sowie Noah Jackson (Kontrabass und Cello) am 15. Juli 2023 auf der Bühne der Londoner Barbican Hall – zunächst nachmittags vor dem eigentlichen Konzert zur Analogaufnahme von sechs Titeln auf einer historischen Scully Tape Machine und danach bei dem digital für zwei LPs aufgezeichneten Abendkonzert im ausverkauften Saal.
Kann man einem 89-Jährigen vorwerfen, dass er häufig nur am Flügel sitzt und Duetten von Flöte und Kontrabass zuhört, zwischendurch mal zaghaft einen oder auch zwei Akkorde drückt? Nur bedingt, denn das Publikum bedenkt Guyton und Jackson mit reichlich Beifall, und ihr Zusammenspiel wirkt ähnlich weltentrückt wie frühere Auftritte von Abdullah Ibrahim. Der ist in vier der neunzehn Titel solo zu hören: In „Krotoa“ vom Nachmittag und in „Reprise 1“, „Reprise 2“ und „Blue Bolero“ aus dem Konzert. Außerdem gibt er in „The Wedding“ die „Skippy“ Themen vor und beteiligt sich in der Nachmittags- und Abendversion von „Mindif“ sowie in „Water From An Ancient Well“ und weiteren Titeln entweder an der Trio-Einleitung oder an Einleitung und Schluss und überlässt seinen Partnern die Hauptteile. Da er sich ansonsten rar macht, entsteht der Eindruck eines Konzerts, in dem ein Musiker nochmals vor sein Publikum tritt, aber nicht mehr die Kraft für einen vollen Auftritt hat. Dieses dankt ihm trotzdem für den gesamten Abend, in dem hin und wieder seine Fähigkeit zum hymnischen, meditativen Spiel aufgeblüht ist und an dem auch dann, wenn Ibrahim nicht spielte, eine von seiner Klangwelt bestimmte, gefühlsstarke Musik erklingt, mit einem langen, auf der Platte dokumentierten Applaus.

Werner Stiefele, 03.02.2024


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


Abo

Top