Dass der 1985 in St. Louis geborene Pianist Lawrence Fields erst jetzt sein Album-Debüt unter eigenem Namen vorlegt, dürfte zwei gute Gründe haben: Zum einen wandte sich Fields erst mit 17 Jahren ernsthaft dem Klavier zu, zum anderen konnte er sich danach vor Anfragen kaum noch retten – so ist er etwa schon seit Jahren festes Mitglied in den Bands des Saxofonisten Joe Lovano und des Trompeters Christian Scott.
Auf „To The Surface“ zeigt der Pianist jene Qualitäten, für die ihn seine prominenten Auftraggeber so schätzen: Fields beherrscht die gute alte Mainstream-Schule des Jazzklaviers virtuos, wirkt dabei aber keineswegs wie ein ewiggestriger Musterschüler. Im Endeffekt kommt dabei eine Mischung heraus, die Fans von Oscar Peterson genauso viel Freude machen dürfte wie den Abonnenten von Contemporary-Jazz-Playlists auf Spotify.
Die Nostalgiker können sich vor allem bei Fields unbegleiteten Piano-Exkursionen, von denen es einige auf seinem Debüt gibt, wohltuend an einen Art Tatum erinnert fühlen, während die Moderneren etwa bei „Sketches“ oder „Yasorey“ an Robert Glaspers Hip-Hop-Hybride denken mögen.
Im Zusammenspiel mit seinen Trio-Partnern Yasushi Nakamura am Kontrabass und Corey Fonville an den Drums gelingt es Fields regelmäßig, die Grenzen zwischen Alt und Neu geschickt zu verwischen. Die Nummern „Moving On“ und „To The Surface“ sind dafür wunderbare Beispiele. Die Stücke mögen solistisch in der Piano-Trio-Tradition zu verorten sein, haben aber in ihrer Reduktion auf poppig anmutende Vier-Akkord-Turnarounds harmonisch nicht mehr viel mit einem Standard wie „I Fall In Love Too Easily“ gemein, den das Trio so behutsam wie ein uraltes Pergament behandelt.
Die gute Nachricht für alle Gegenwartsskeptiker: Im Zeitalter der gewaltsamen Disruptionen beweist Fields, dass sich die Dinge auch von innen sanft-evolutionär weiterentwickeln lassen.

Josef Engels, 10.02.2024

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