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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Anton Bruckner

Sinfonie Nr. 1 (Version 1868)

Bruckner Orchester Linz, Markus Poschner

Capriccio/Naxos C8092
(46 Min., 2/2023)

Wenn Christian Thielemann Recht hat und zum Beispiel von der 3. Sinfonie Bruckners ganze „sieben Versionen“ existieren, dann hat sich die „Complete Versions Edition“ viel vorgenommen. Grundsätzlich liegen derlei Zählungen aber stets Wertungen zugrunde. So werden im Booklet des vorliegenden Albums von der Dritten nur vier vollständige Fassungen angekündigt. Und bei der hier gebotenen Ersten sogar nur zwei. Alles halb so schlimm, könnte man sagen. Freilich: Thielemann etwa verwendet bei der Ersten zwar die späte Version von 1891 (die auch hier geplant ist), aber in einer anderen Ausgabe (Nowak, nicht Brosche!). Blomstedt in Leipzig wiederum wählte seinerzeit die Linzer Fassung von 1866: noch anders! Es bleibt ein sehr weites Feld.
Noch dazu: Wer soll die Unterschiede hören?! Die hier gebotene Linzer Urfassung von 1868 fällt zunächst einmal durch rasche Tempi auf. Robust, knackig, nicht allzu zimperlich besteht das Bruckner Orchester Linz auf seinem Heimvorteil. Es prescht voran. Das bringt etwas. Das einleitende Allegro klingt viel mehr nach Haydn und Schubert als nach (dem hier noch in weiter Ferne liegenden) Wagner. Das ist mindestens bedenkenswert. Wir wagnerisieren unseren Bruckner heute viel zu sehr. Und machen ihn schwerer, klobiger, unflexibler als nötig. Hier nicht.
Der 2. Satz (Adagio) ist um einiges trötiger, gröber, erdiger, und das Scherzo knalliger als man es kennt. Alles klingt viel handfester, in den Fortissimi allerdings auch grobianisch-dumpfer. Volksfesthaft und wie hingeschüttet. Nennenswerte Verdienste all das, auch wenn eingeräumt werden sollte, dass sich der Fall mit historischen Instrumenten noch einmal anders darstellen würde. Immerhin: Unfeierlicher im guten Sinne kann man das Bruckner-Jahr nicht beginnen.

Kai Luehrs-Kaiser, 17.02.2024


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