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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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nublues

Joel Ross

Blue Note/Universal 5837662
(68 Min., k.A.)

Für den Vibrafonisten und Pianisten Joel Ross ist Johann Sebastian Bach „God The Father In Eternity“. Den Thomaskantor in Ehren halten würden wahrscheinlich auch frühere Vibrafongiganten wie Milt Jackson, Bobby Hutcherson, Gary Burton, Joe Locke und wohl auch Red Norvo und Lionel Hampton, wobei diese wohl näher als Ross an einem ausgewählten Thema bleiben und dieses auch in einem ungebrochenen, steten Fluss gestalten würden. Im Gegensatz zu ihnen der 29-jährige Amerikaner – wie es neu-amerikanisch heißt – den Weg des „nu“, das man früher „new“ schrieb. Sein Ensemble erfüllt eine Bach-Passage sowohl mit einer sakralen Atmosphäre als auch – so er selbst – mit dem Rhythmus der schwarzen amerikanischen Musik. Dabei wechselt das Stück fortlaufend den Charakter: Es ist sowohl eine getragene Ballade als auch eine von rhythmischen Überlagerungen geprägte moderne Jazznummer. Nummern wie „Equinox“ oder „Mellowdee“ vereinen die zeitgenössische Sehnsucht nach Freiheit mit der Basis der Tradition.
In vielen Passagen der Disc schichten der Kontrabassist Kanoa Mendenhall, der Pianist Jeremy Corren, der Schlagzeuger Jeremy Dutton, der Altsaxofonist Immanuel Wilkins, der Bandleader Ross und die in drei Titeln als Gast mitwirkende Flötistin Gabrielle Garo durchlässige Klanggeflechte aus präzis ineinandergreifenden Tonbewegungen. Ähnlich frei, wie die Band mit Bach umgeht, behandelt sie auch den Blues. Nicht das tradierte 12-taktige Schema dominiert. Ross geht es eher um die melancholische, der Atmosphäre vieler Bluesnummern verwandte Gefühlslage. So entwickelt sich das Titelstück „NuBlues“ aus einem Vibrafonsolo in ein Ensemblestück, in dem sich die Beiträge der einzelnen Instrumente wellenartig überlagern und schließlich zu einem organisierten Pseudo-Free-Jazz-Finale führen, das nahtlos in „Ya Know?“ übergeht. Dieses beginnt von Chorus zu Chorus immer deutlicher zu swingen und mündet in einer agilen Fassung von Thelonious Monks Klassiker „Evidence“. Dass Ross und Kollegen nicht nur Bach sondern auch John Coltrane verehren, belegt ihre swingende Version von „Central Park West“.

Werner Stiefele, 17.02.2024


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