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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Live At The Bird’s Eye

Rainer Böhm Trio

Enja Yellowbird/Edel 2998422EY1
(66 Min., 7/2022)

Es schreibt sich schnell: Im Rainer Böhm Trio haben sich drei Musiker gefunden, die zur Elite des deutschen akustischen Jazz zählen. Der Bandleader, inzwischen 46 Jahre alt, verfügt über ein immenses jazzhistorisches Wissen und die Fähigkeit, dieses ohne offensichtliche Referenzen in seinen Stücken abzurufen. Der ein Jahr ältere Kontrabassist Arne Huber hat gleichzeitig mit ihm an der Mannheimer Musikhochschule studiert und seitdem regelmäßig mit ihm zusammengearbeitet. Der Schlagzeuger Jonas Burgwinkel, 43, trug sich vor allem als langjähriger Partner des Pianisten Pablo Held in die Annalen des deutschen Jazz ein.
Sie verbindet – neben dem Können – die Freude am vielschichtigen Improvisieren, wobei sie die Ausgangsthemen auch bei weitläufigen Ausflügen im Hintergrund präsent halten. Sie grooven und drängen in weiten Passagen von „Love Letters“. Mit „Mirror“ begeben sie sich ins Pointillistische und Mystische, die „Fuchsia Ballerina“ kokettiert mit Latin-Rhythmen und in „Poly Interlude“ variieren sie zunächst eine auf immer neue Art aufsteigende Tonbewegung, bevor das Stück in einen bewegten Teil mit Percussion übergeht, in der sich steigende und fallende Bewegungen die Waage halten. Wenn wir schon bei den Bildern sind: „Delta“ erinnert an den gleichmäßigen Wasserstrom einer breiten Flussmündung. Die Ballade „Purpur“ ist ein Meisterwerk der ruhigen, wie selbstverständlich wirkenden Interaktion, in der jeder jedem Räume öffnet, ohne selbst ins Stocken zu kommen oder Lücken zu lassen.
Wesentlich rauer beginnt der vom 13. bis 16. Juli 2022 im Kasseler Jazzclub Bird’s Eye entstandene Mitschnitt. Schon der eröffnende Titel deutet Gedankenschwere an, denn „Eibohphobie“ liest sich von vorn und hinten gleich, ist also wie das Wort „Anna“, der Satz „Anni, meide die Minna“ oder „O Genie, der Herr ehre dein Ego“ ein Palindrom. Die vorletzte Nummer „The Good Life“ zählt zum fast traditionell swingenden Mainstream und „B“ bringt eine dezent sakrale Stimmung ins Wohnzimmer. Wer die nötige Zeit hat, sollte die Platte an einem Nachmittag in einer Endlosschleife wiederholen. Es gibt ständig Neues zu hören.

Werner Stiefele, 24.02.2024


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