Die 1999 gegründete Originalklangtruppe „Kölner Akademie“ und ihr amerikanischer Chef Michael A. Willens beschäftigen sich schon seit vielen Jahren mit Mozarts Musik: Zwischen 2011 und 2015 haben sie mit dem Fortepiano-Crack Ronald Brautigam die bislang beste Einspielung aller Klavierkonzerte Mozarts auf „period instruments“ vorgelegt. Da der Mozart-Virus die Kölner Akademiker offenbar nicht mehr loslässt, folgte 2018 ein Album mit Freimaurer-Musiken und jetzt eine weitere SACD mit zwölf Opernouvertüren, also neben den frühen Arbeiten „Mitridate“, „Ascanio in Alba“, „Lucio Silla“ und „La finta giardiniera“ alle Ouvertüren zu seinen späteren großen Opernwerken, beginnend mit dem „Idomeneo“.
Eine solche geballte Ladung von einzigartigen Juwelen der Gattung hört sich in pausenloser Abfolge so an, als ob man ein Dutzend exquisiter Vorspeisen auf einmal zu sich nimmt, also hinterlässt ein merkwürdiges Völlegefühl, zumal es sich ja um hochkonzentrierte kleine Meisterwerke handelt, die in genialer Weise den Charakter der jeweiligen Oper vorweg bündeln. Man wird also zwölf Mal auf das nachfolgende Geschehen fokussiert, und steht dann jeweils mit leeren Händen da. Die Vorfreude wird auch durch das ungemein frische, jugendlich ungestüme Spiel der 26 Akademiker noch weiter angeheizt, so dass man sich sehnlichst wünscht, dass die Kölner jetzt irgendwann auch mal eine komplette Mozart-Oper vorlegen. Denn alle Beteiligten tragen eine tickende Uhr am Handgelenk: Die Welt, die Musik, das menschliche Leben wird hier neu vermessen, und wir werden Zeugen dieser neuen Bewegungsfreiheit, dieser Revolution der Gefühle. Auf dieser Mozart-Bühne gibt es keine Fräcke, keine glattpolierten Flächen, keinen Mief und keinen Dünkel, und die Fenster sind alle weit geöffnet: Die frische Atemluft öffnet auch unsere Herzen.

Attila Csampai, 24.02.2024

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