Manches kennt man. Zum Beispiel die Passagen aus Ludwig van Beethovens Mondscheinsonate, die das im Hard Bop verankerte Titelstück „Boundaries Expanded“ umrahmen. Oder das an Horace Silvers Souljazz erinnernde „Lee’s Dream“ und das Muster von „Art, Fahr Ma?“, einer raffinierten Verquickung aus Funk, Soul Jazz und Hard Bop. Spätestens jetzt wird klar, dass der Schlagzeuger Joris Dudli die Grenzen nicht in Richtung Zukunft ausweitet, sondern souverän zurückblickt. Mit den Saxofonisten Eric Alexander, Gregor Storf und Vincent Herring sowie den Pianisten Dave Kikoski und Mike LeDonne und dem Gitarristen Peter Bernstein hat er für diese Reise in die Vergangenheit erstklassige Partner. Am Bass wechseln sich Essiet Essiet und Peter Washington ab, und Trompete spielt der in allen Stilarten sichere Wallace Roney Jr.. Die ersten Titel versprechen ein exzellentes Hard-Bop- und Mainstream-Album. Doch dann beginnt Joris Dudli zu singen – und dafür ist seine Stimme zu dünn. Das mindert die Freude an „I’m Old Fashioned“, „Summertime“, „Have You Met Miss Jones?“, „Moon River“, „I Didn’t Know What Time It Was“ und „Darn That Dream“. Die Instrumentals, ein funky „Prince Vince“ und ein intensives Altsaxofonsolo in „Well Done“ können für diese Enttäuschung nicht entschädigen. Wenn einer Grenzen überschreiten will, sollte er über das nötige Können verfügen. Eine reine Instrumentalplatte hätte mehr Spaß bereitet.

Werner Stiefele, 02.03.2024

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