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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Eagle’s Point

Chris Potter

Edition Records/Bertus EDN1227
(57 Min., 2022)

Potter, Mehldau, Patitucci, Blade – die Namen auf dem Cover verheißen Großes. Man mag gar die Hoffnung hegen, dass bei der sorgfältig in den übervollen Terminkalendern abgestimmten Aufnahmesession eine Gruppe zusammenfand, die es mit dem Quartett um den vor ziemlich genau einem Jahr verstorbenen Wayne Shorter aufnehmen könnte. Schließlich bildeten Bassist John Patitucci und Drummer Brian Blade hier wie dort die Rhythmusgruppe.
Gemessen an diesen – zugegebenermaßen hohen Erwartungen – fällt das Ergebnis eher ernüchternd aus. Natürlich sind Saxofonist Chris Potter, auf dessen Initiative sich die seit den 1990ern in gegenseitiger Bewunderung verbundenen Künstler zusammentaten, und Pianist Brad Mehldau herausragende Solisten mit einem reichen Erfahrungsschatz. Da werden im Falle Potters neben brillanten Läufen hin und wieder gewitzte Zitate aus dem Coltrane- und Standardfundus (wie „Get Happy“) eingestreut; da zeigt Mehldau ähnliche retrojazzige Steher-Qualitäten wie im 2019 wiederbelebten All-Star-Quartett um Joshua Redman, Christian McBride und Brian Blade.
Doch leider wirkt vieles auf „Eagle's Point“ einerseits zu beliebig, andererseits zu gewollt. Bis auf zwei Stücke – dem kompositorisch gut durchdachten „Dream Of Home“ und dem maurisch-geheimnisvollen „Málaga Moon“ – ist immer irgendwo der Wurm drin. Mal erweist sich Potters Ton auf der Bassklarinette (in „Indigo Ildikó“) oder auf dem Sopransaxofon („Aria For Anna“) einen Tick zu quäkend, mal (in „Eagle’s Point“ und „Horizon Dance“) gelingt es Patitucci und Blade vor lauter Ideen nicht, einen konzisen Groove zu entwickeln. Es klingt so, als ginge den Musikern zu viel gleichzeitig durch den Kopf – so wie bei jenem Tausendfüßler aus der Fabel, der über die Frage, mit welchem Fuß er zuerst auftritt, ins Stolpern gerät. Manchmal haben auch Supergroups nicht ihren besten Tag.

Josef Engels, 09.03.2024


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