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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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The Sky Will Still Be There Tomorrow

Charles Lloyd

Blue Note/Universal 5816794
(91 Min., 3/2023) 2 CDs

Den Himmel wird es auch morgen noch geben. Das klingt ziemlich beruhigend, denn diese Aussage lässt alles andere als nebensächlich erscheinen. Wer sich diese Gewissheit zu eigen gemacht hat, braucht keine Hektik, keine nervösen Aktionen und auch kein aufgeregtes Geschwätz oder Shitstorms. Die Gewissheit dieser Aussage führt bei Charles Lloyd zu einer Musik, deren innere Ruhe, Selbstgewissheit und Gelassenheit sich auf die Stimmung seiner Partner und damit auch der Zuhörenden überträgt.
So lose, wie die Fähnchen tibetischer Gebetsgirlanden durch eine Schnur verbunden sind und doch je nach den Windverhältnissen individuell flattern, wehen die Töne aus Lloyds Tenorsaxofon, Holz- und Querflöten. Sie drängen sich nicht auf und wirken in Titeln wie „The Lonely One“ oder „Defiant, Tender Warrior“ so ausgeglichen, als führe Lloyd Selbstgespräche, deren sanfte Intensität seine Partner, der Pianist Jason Moran, der Kontrabassist Larry Grenadier und der Schlagzeuger Brian Blade sensibel unterstreichen.
Das gesamte Doppelalbum legt nahe, der als „Defiant, Tender Warrior“ angesprochene trotzige und zärtliche Krieger könnte Charles Lloyd selbst sein, denn er habe – so schreibt er im Booklet –als junger Mann naiverweise gedacht, er könnte die Hässlichkeit der Welt mit Schönheit wegwischen. Doch diese Hoffnung sei zerbröselt. Geblieben ist die Sehnsucht nach Schönheit. Sie lebt in den vierzehn Stücken des Albums, darunter sechs neuen Kompositionen, weiter.
Gleichgültig, ob Lloyd in „Booker“ mit der Flöte den fast vergessenen Trompeter Booker Little ehrt oder in „Monk’s Dance“ den eigenen, weichen Stil mit Morans Fortentwicklung des harscheren des Pianisten Thelonious Monk vereint: Hier sowie „Sky Valley, Spirit Of The Forest“, „When The Sun Comes Up, Darkness Is Gone“ und all den übrigen Titeln spiegelt sich die Gelassenheit eines 85-Jährigen, der die Ideale seiner jungen Jahre nicht aufgegeben hat. Es gibt während der 90 Minuten keine bösen, rauen, aggressiven Momente. Selbst aus der wirren, bruchstückhaften Einleitung zum Titelstück „The Sky Will Still Be There Tomorrow“ findet das Quartett zur aufmerksamen Kooperation. In diesem programmmusikalischen Verlauf lebt die Utopie der 1960er weiter.

Werner Stiefele, 16.03.2024


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