Dies ist das erste Album, auf dem sich die bulgarische Sopranistin Sonya Yoncheva und der venezolanische Dirigent Rafael Payare gemeinsam präsentieren. Er, ein Kind der El-Sistema-Bewegung, der sich aber früh daraus absentiert hat, steht seit 2021 dem besten kanadischen Klangkörper, dem Sinfonieorchester Montreal vor. Und Sonya Yoncheva, die William Christie und seinem Le Jardin des Voix viel verdankt, exponiert sich auf den Opernbühnen der Welt als Barockinterpretin wie versierte Belcanto-, Verdi-, Puccini- und Verismo-Interpretin. Auch mit Liederabenden wie -Alben hat sie reüssiert.
Hier stehen sich nun beide Welten in einer Strauss/Mahler-Kombination gegenüber. Freundliche Komponisten-Rivalen, wurden sie offensichtlich zu einem Konzertprogramm zusammengespannt, das jetzt von den Talenten seiner Interpreten künden soll: indem zwei Werke von 1899 („Ein Heldenleben“) und 1901 (Rückert-Lieder) strotzendes Selbstbewusstsein im eigenen Instrumentalportrait und als Kontrast dazu intim-melancholische Introspektive in weich ausschwingenden Vokalisen vorführen.
Das gelingt – feinausbalanciert und in künstlerischem Gleichstand. Yoncheva vermag es durchaus, mit dunklen Tönen, vielen Farben und gutem Deutsch dem vielgesungenen Zyklus neue Nuancen abzuringen. Und Rafael Payare ist sowohl darin ein umsichtiger Begleiter als dass er auch das Strauss-Panorama vom Schlachtfeld über Liebesszene, Verlöschen und Apotheose souverän großbögig gestaltet. Eine elegante, fein pulsierende Interpretation mit einem kultivierten Orchester und einem edlen Sologeiger (Andrew Wan).

Manuel Brug, 23.03.2024

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