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N° 1355
27.04. - 05.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Seltsam konzeptunsicher erscheinen oft die Alben der großen Elīna Garanča. Dabei darf man die Mezzosopranistin mittlerweile zu den fünf besten Sängerinnen der Gegenwart überhaupt zählen. Vielleicht würde sie argumentieren, von Anfang an einem Playlist-Gedanken gehuldigt zu haben, der nur noch begrenzt einen durchlaufenden Faden vorsieht. Nur: An dem Faden fehlt es ja nicht.
Ihr zwölftes Solo-Album versammelt Wiegenlieder. Ein astreines Programm. Der Mezzo der heute 47-Jährigen, die kürzlich über ein nahe bevorstehendes Karriere-Ende öffentlich spekulierte, ist immer noch perfekt austariert. Von leicht kühler und zugleich weicher Faktur. Vielleicht liegt der Eindruck vokaler Bändigung und Zurückhaltung weniger am Timbre als vielmehr an einer nicht allzu expressiven Singart. Garanča hat ein ausgeprägtes ‚Profi-Bewusstsein‘, besteht gleichsam auf dem Primat absoluter Verlässlichkeit. Das ist es aber nicht, was diesem Album zu schaffen macht.
Verstörend vielmehr wirkt der zu sämig temperierte, die Töne immer wieder wie süßes Gift in unser Ohr träufelnde Vortrag. In Richard Strauss’ einleitendem „Wiegenlied“ op. 41/I scheint man bei der Stimme sogar aufnahmetechnisch nachgeholfen zu haben. Im „Abendsegen“ aus Humperdincks „Hänsel und Gretel“ klingt Garanča – im Duett mit sich selbst – leicht aufgedunsen und künstlich. Bei „Nacht und Träume“ muss man im Booklet nachschauen, dass dies wirklich das Lied von Schubert ist. Zu viele Portamenti? Sehr schön dagegen die Nr. 4 aus Montsalvatges „Cinco canciones negras“. Der Cocktail der Werke von Tosti, Berio, de Falla, Brahms, Alfrēds Kalniņš und Jānis Zālīts scheint allzu sehr zusammengemixt. Einzeln genossen, mögen die Lieder beeindrucken. Am Eindruck des Gepuzzelten ändern hier selbst prominente Gäste wie Albrecht Mayer und Raphaël Feuillâtre wenig.

Kai Luehrs-Kaiser, 30.03.2024


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