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N° 1355
27.04. - 05.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Man wäre schon gern dabei gewesen, in den Jahren 1707-10, als sich der 22-jährige Georg Friedrich Händel staunend wie auftragshungrig zwischen Hochadel und vatikanischen Prälaten im barocken Rom bewegt hat, seine Eindrücke schwammartig aufsaugend und abspeichernd. Wir haben zwar kein wirklich gesichertes Bildnis des schnell zum „Caro Sassone“ Aufgestiegenen, aber wir besitzen neben dem später für seine Opernarien ausgeschlachteten Schatz der römischen Kammerkantaten auch einige Kirchenkompositionen – die Kardinäle dem begehrten Protestanten zukommen ließen.
Etwa drei Psalmen zum Fest Unserer Lieben Frau auf dem Berge Karmel, kurz nach seiner Ankunft. Dixit Dominus und Nisi Dominus wurden vermutlich im zweiten Vespergottesdienst gesungen, das Laudate pueri womöglich im ersten. Und der stolze Händel griff dabei in die Vollen, zeigte, was er satztechnisch, harmonisch und melodisch draufhatte. So brennt er hier ein kontraststark-kraftvolles Vokalfeuerwerk ab. Er klangmalt bereits so ausdrucksstark wie später in seinen Opern, liebt überraschende Wechsel, innovative Kontrapunktik.
Alles Parameter, in denen die an Händel bestens geschulten, exzellenten Berliner Kollektive Akademie für Alte Musik wie RIAS Kammerchor einmal mehr souverän glänzen können. Chordirigent Justin Doyle sowie seine farbenreichen Solisten Carolyn Sampson, Johanna Winkel, Viktoria Wilson, Alex Potter, Hugo Hymas und Andreas Wolf wissen genau, an welchen emotionalen Knöpfen wie Stellschrauben sie drücken und drehen müssen. So erweisen sich die römischen Jahre neuerlich als spannende Lehrzeit eines Genies: Die römische Raupe lässt akustisch schon sehr deutlich den schönen, gehaltvollen Londoner Schmetterling vermuten!

Manuel Brug, 06.04.2024


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