home

N° 1355
27.04. - 04.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



Frauen an die Macht! Das gilt inzwischen selbst für das Château de Versailles. Aber eben nicht für die architektonische Brutstätte des (männlichen) Absolutismus, wo höchstens die Maîtresse en titre sich – je nach Geschicklichkeit – in mehr als nur Modedinge einmischen durfte. Nein, gemeint ist dessen Opernhaus samt Label, wo man zeitgeistig inzwischen auch nach den vernachlässigten Frauen der französischen Operngeschichte fahndet. Und fündig wird.
Etwa bei Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre (1665-1729), die aus einer Pariser Organistenfamilie stammte und schon als Fünfjährige Ludwig XIV. auf dem Cembalo erfreute. Sie war Interpretin, lehrte aber auch. Mit ihrer Tragédie lyrique „Céphale et Procris“ auf das schlichte Libretto eines Kammerdieners gelang es ihr 1694 als erster Frau, ein Stück auf die Bühne der Académie royale de musique zu bekommen. Fünf Akte, obligatorischer, dem König huldigender Prolog, diverse Tanzeinlagen, eine Handlung nach den Metamorphosen des Ovid – darin folgt sie natürlich ganz dem Lully-Formmodell, erfüllt es aber durchaus mit eigenem, frisch melodischem Leben. So gibt es neben den tragisch Liebenden Céphale und Procris ein komisches zweites Paar, Arcas und Dorine.
Schon einmal wurde dieses seltene, preziöse Werk eingespielt, doch die Neuaufnahme ist weit besser. Singt hier nicht nur der feinstimmige belgische Haute-Contre Reinoud Van Mechelen die männliche Titelrolle, er steht zudem seinem Ensemble a nocte temporis und dem Kammerchor Namur vor. Beseelt tönen auch die übrigen Sänger, darunter Ema Nikolovska (L’Aurore), Déborah Cachet (Procris), Lore Binon, Gwendoline Blondeel oder Marc Mauillon in jeweils mehreren Rollen.

Manuel Brug, 13.04.2024


Diese CD können Sie kaufen bei:

Als JPC- und Amazon-Partner verdienen wir an qualifizierten Verkäufen


Externer Inhalt - Spotify

An dieser Stelle finden Sie Inhalte eines Drittanbieters, die Sie mit einem Klick anzeigen lassen können.

Mit dem Laden des Audioplayers können personenbezogene Daten an den Dienst Spotify übermittelt werden. Mehr Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.



Kommentare

Kommentar posten

Für diese Rezension gibt es noch keine Kommentare.


Abo

Top