Sony SK 62034
(60 Min., 9/1995, 12/1995, 4/1996) 1 CD
Kennen Sie Mussorgski? Trotz der allgemeinen Präsenz solcher Werke wie “Die Nacht auf dem kahlen Berge” und den “Bildern einer Ausstellung” muss man sich darüber im klaren sein, dass diese beiden Stücke erstens kaum repräsentativ für das Gesamtwerk des exzentrischen Russen sind und zweitens meist in bearbeiteter Form erklingen. Auch wenn die Pianisten nachziehen, hat erst die Orchesterfassung Ravels die “Bilder” populär gemacht; die “Nacht” existiert in den Konzertsälen und auf Platte auch heute noch vorwiegend in der völlig entstellten und quasi neu komponierten Version von Rimski-Korsakow.
Claudio Abbado hat vor einigen Jahren mit den Berliner Philharmonikern bei der Deutschen Grammophon schon einmal einen faszinierenden Vorstoß in Sachen Mussorgski unternommen und die in den sechziger Jahren unseres Jahrhunderts erstmals gedruckte Originalfassung der “Nacht auf dem kahlen Berge” eingespielt. Jetzt fügt er ein weiteres Kapitel hinzu: Die hier zu hörende Version mit Chor und Solisten ist die Fassung, die Mussorgski als Zwischenmusik für seine geplante Oper “Der Jahrmarkt von Sorotschinzy” nutzte. Hier stellt das Stück den Albtraum eines jungen Burschen dar, dem im Schlaf grauenhafte Gestalten einschließlich Satan persönlich erscheinen. Das grauenerregende Szenario gewinnt in dieser Version, auch wenn das musikalische Material längst nicht so raffiniert verarbeitet wird wie in Mussorgskis originalem Instrumentalwerk. Die kreischenden, murmelnden, merkwürdige Worte singenden Gestalten bieten dem Komponisten die Möglichkeit, die Chorklangfarben als zusätzliches Orchesterinstrument zu nutzen.
Auch die anderen Stücke der CD sind geeignet, den wahren, und das heißt hier: den düsteren, Mussorgski kennenzulernen. Da brummen die Fagotte und die tiefen Klarinetten, da donnern die Pauken und tremolieren die Bässe, mahnen die Trompeten - vor allem in den beiden schicksalschweren “Chowanschtschina”-Arien mit hervorragenden Solisten. Aufhellungen bieten höchstens Mussorgskis “Intermezzo im klassischen Stil” (ein Stück, in dem es dem Komponisten jedoch formal deutlich zu eng wird) und der festliche Marsch aus dem Ballett “Mlada”. Die Berliner Philharmoniker musizieren souverän und mit guter Klangfarbendramaturgie; manchmal hätte ich mir allerdings schärfere Akzente gewünscht.
Oliver Buslau, 31.05.1997
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