Capriccio 10 577/78
(80 Min.) 2 CDs
Denken wir uns den an Schlaflosigkeit leidenden Baron von Keyserling, der sich der Legende nach von Bach zum nächtlichen Zeitvertreib diese Variationen komponieren und von seinem Diener, dem Bach-Schüler Johann Gottlieb Goldberg, des öfteren nächtens traktieren ließ, denken wir uns Seine schlaflose Durchlaucht im Tonkonservenzeitalter, so würde sie kaum mit Glenn Goulds Raserei aus den Fünfzigern Ruhe finden, wohl aber mit dieser um dreißig Minuten länger währenden Neueinspielung der Berliner Cembalistin Christine Schornsheim.
Mit der rein äußerlichen soll aber keine interpretatorische Langeweile assoziiert werden (zumal sich Frau Schornsheim der Wiederholungen annimmt). Allenfalls einige wenige der per se langsamen Variationen wie die klagevolle in g-Moll (Nr. 25) lassen an jenes Keyserlingsche Schlafbedürfnis denken. Sonst aber geriet der Spezialistin für alte Tasteninstrumente ein wohldurchdachter, in Tempi wie Ausdruck abwechslungsreicher Zyklus (mit wehmutsvoll abschließendem Quodlibet). Makellos dabei ihre Meisterung der virtuosen Höchstanforderungen und rhythmischen Finessen, vorbildlich, gewissermaßen wesensverwandt ihrem Handwerksmittel, die glasklaren Verzierungskünste. Jegliches Gähnen verbietet sich also, nicht zuletzt wegen des vorzüglich präsenten Klangbildes.
Christoph Braun, 01.09.2007
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