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N° 1308
03. - 09.06.2023

nächste Aktualisierung
am 10.06.2023



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Heinrich Heine: Lyrik und Jazz

Gert Westphal

Philips/Universal 987 6629
(43 Min., 4/1964) 1 CD

"Endlich!", werden diejenigen aufjauchzen, die alt genug sind, der Heinrich-Heine-Lyrik-und-Jazz-LP begegnet zu sein. Endlich ist diese 1964 aufgenommene Produktion wieder erhältlich - und dazu in einer vorbildlichen CD-Edition. Es gab in den 50er und 60er Jahren mannigfaltige Unternehmungen, Jazz und Lyrik zusammenzuführen, und in Deutschlands Westen wurden die von Joachim-Ernst Berendt produzierten Collagen aus vorhandenen Jazzaufnahmen und den Klassikern der modernen Lyrik alsbald Kult. Dennoch ging Behrendt mit der Heine-Produktion neue Wege. Sprecher war wieder der geniale Rezitator Gert Westphal, doch mit Heinrich Heine, dem Meister der Romantik und der romantischen Ironie, wagte sich Berendt an einen Klassiker, in dessen wechselvoller Wirkungsgeschichte der deutschen Heimat ein unrühmlicher Part zukommt. Berendt vertraute nicht länger auf seine Collagetechnik, sondern verpflichtete mit einem Allstar-Ensemble um den Gitarristen Attila Zoller einen hochsensiblen Musiker, der live kongenial mit Westphal und den Heine-Texten interagieren sollte. Nicht der Loreley-Heine stand im Mittelpunkt, sondern die damals wie auch heute weniger abgehandelten Texte des vor der Zensur "entlaufenen" (Heine), politisch revolutionären Romantikers. Aus dem Blaublümelein wird Blausäure gepresst - so drückte es damals Gert Westphal aus. Attila Zoller unterstützt dieses Verfahren mit subtil ironisierenden Adaptionen von Motiven aus Kirchenmusik und klassischer Tradition. Dabei gehört das, was der Gitarrist zusammen mit dem Altsaxofonisten und Flötisten Emil Mangelsdorff, dem damals nahezu konkurrenzlosen Bassisten Peter Trunk und dem Schlagzeuger Klaus Weiss macht, mit zum Besten, was diese Musiker jeweils eingespielt haben. Wer diesen Heine gehört hat, hat einen Schatz fürs Leben erworben, denn er wird dessen Sinn für romantische Ironie und würdevollen Spott nie mehr aus seinem musikalisch lyrischen Gedächtnis tilgen können.

Thomas Fitterling, 27.10.2006



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