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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Johann Sebastian Bach, Ferruccio Busoni, György Kurtág

Contrapunctus XIX, Fantasia contrappuntistica, Bach-Transkriptionen

Andreas Grau, Götz Schumacher

Col Legno/helikon harmonia mundi 20106
(65 Min., 06/2001) 1 CD

Die Fantasia Contrappuntistica von Ferruccio Busoni steht hier als Mittelpunkt zwischen dem originalen Bach und György Kurtags Bach-Transkriptionen - ein gewaltiges Werk der Reflexion Bach'scher Fugentechnik, das Busoni selbst in einer Architekturzeichnung formal zu verdeutlichen suchte. Ein Gefühl von Skepsis gegenüber solchen Adaptationen, die sich von Stil- und Themenzitaten nähren und dabei die Bach'sche Klangwelt ganz verlassen und sich stellenweise ins Monströse steigern, wird man wohl nie ganz loswerden. Neben der eher zeitgeschichtlich interessanten Sichtweise des großen Bach-Bearbeiters und Musiktheoretikers Busoni kann man sich, etwas Nervenstärke vorausgesetzt, aber auch auf technisch wie musikalisch interessante Stellen einlassen, nämlich genau die, an denen die Fantasia am wenigsten nach Bach und am ehesten nach Busoni selbst klingt. Der vergleichsweise wohltuend schlichte Contrapunctus XIX aus der "Kunst der Fuge" ist dieser - so Busoni selbst - "Monstre-Fuge" vorangestellt.
Ganz anders dagegen die Bach-Transkriptionen von György Kurtag: Hier mag sich ein unvoreingenommener Hörer immer wieder fragen: Ist es Bach? Doch die Themen sind gestaucht, konzentriert, wie herausgeschnitten und unter einem Vergrößerungsglas betrachtet. Immer wieder gibt es subtile, irritierende Veränderungen der bekannten Choralthemen.
Andreas Grau und Götz Schumacher - in einem kurzen Stück von Kurtag auch unterstützt von Andreas Staier - treten seit mehr als 20 Jahren als Klavierduo auf. Sie haben mit dem vorliegenden Programm nicht nur einen interessanten Rundblick über Bach und zwei seiner Bearbeiter geworfen, sondern auch interpretatorisch eine ebenso unaufdringliche wie musikalische Sichtweise geliefert, die nur beim originalen Bach etwas mehr von der Spielfreude, die bei Busoni durchbricht, vertragen könnte.

Matthias Reisner, 01.09.2007


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