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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Vincenzo Bellini

Norma

June Anderson u.a., Europa Galante, Fabio Biondi

TDK DV-OPNOR
(163 Min., 2001) 2 DVDs, Dolby digital, DTS, PCM-Stereo, PAL 4:3

Die Druiden-Oberpriesterin Norma hat mit dem feindlichen römischen Statthalter Pollione entgegen dem Gelübde zwei Kinder. Pollione liebt nunmehr aber Adalgisa, eine junge Priesterin. Nach einigem Hin und Her hat Norma die Chance, die beiden auf den Scheiterhaufen zu bringen, offenbart sich aber in letzter Sekunde selbst als Schuldige und stirbt am Ende zusammen mit Pollione, der sie nun umso mehr liebt.
Fabio Biondis auf historischen Instrumenten spielendes Orchester Europa Galante gibt Bellinis heroischer Idylle die Farben des Barock, besonders die Celli und Bläser unterstreichen Bellinis Melancholie herausragend. Im Ganzen wirkt die Interpretation aber etwas zu hell und pompös, die Tempo- und Spannungskontraste sind zu inkonsequent. Wenn man es in Bildern sagen wollte: mehr ein Tiepolo als ein Poussin. In diesem Sinne gibt es auch nicht die üblichen Kürzungen, dafür jede Menge Auszierungen.
Am sinnvollsten ist dies bei dem jungen koreanischen Tenor Shin Young Hoon als Pollione. Er scheint Bellinis Duktus im Blut zu haben, gibt Biondis temperamentvollen Tempi nicht nach, sondern setzt auf Intensität und poetische Dichte.
      Wie man es bei einer jungen Generation von Sängern jetzt öfter hören kann, sind seine Dialoge mit Daniela Barcellona als Adalgisa von einer solchen ungekünstelten Kunstfertigkeit, dass man vergisst, dass sie singen: nämlich die zum vornehmsten der italienischen Dichtung gehörenden Verse des Librettisten Felice Romani.
Langatmig ist June Anderson als Norma. Sie vermag den Worten wie den Tönen wenig Sinn zu verleihen, weil sie das Heidnisch-Kriegerische der Rolle nicht darstellt, sondern von vornherein eine Gebrochene ist, so dass auch ihr Ende nicht Ausdruck individueller Größe ist, ihr Tod nicht der fixierende Augenblick absoluter Liebe, sondern Sühne und Resignation. Mit der dramatischen Seite der anstrengendsten Partie des Opernrepertoires hat June Anderson zu kämpfen, mit der Höhe nie.
Die kleine Rolle von Normas Dienerin Clothilde ist mit Svetlana Ignatovitch sehr gut besetzt. Der erst sechsundzwanzigjährige Ildar Abdrazakov als Normas Vater und Druiden-Chef Oroveso steigert sich von einer leichten anfänglichen Unbeteiligtheit zu großen, reifen Ausdruckshöhen seines sonoren Bassbaritons.
Gegen die Inszenierung ist wenig einzuwenden: eine mythische Atmosphäre, eindrucksvolle Massenszenen, aber Norma in weinrotem Strickumhang ist weder priesterlich noch leidenschaftlich.

Cornelia Wieschalla, 01.09.2007


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