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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Romare Bearden Revisted

Branford Marsalis-Quartet

Marsalis Music/in-akustik MARCD 3306
(53 Min., 6/2003) 1 CD

Wo sind wir hier gelandet? Bläst hier wirklich Branford Marsalis das Sopransaxofon? "I’m Slappin‘ Seventh Avenue" klingt, als tobe sich eine gute Mainstream-Band aus. Und dann der "Jungle Blues": Erdenschwer und so schleppend, wie es sich für eine Band aus New Orleans gehört. Oder "B’s Paris Blues": Eindeutig eine Hommage an Sidney Bechets klagend-singenden Ton auf dem Sopransaxofon. Ja, das alles stammt schon von Branford Marsalis, jenem angeblich progressiveren Bruder des Trompetenstars Wynton Marsalis. Dabei definiert Branford jedem, der danach fragt, den Jazz mindestens so streng wie Wynton: Als Musik, die in Swing, Blues und lateinamerikanischen Rhythmen wurzelt und die Fusion ausschließt. Mit seinem Quartet, in dem Joey Calderazzo Klavier, Eric Revis Bass und Jeff "Tain" Watts Schlagzeug spielen, spielte er eine Hommage an den 1988 gestorbenen Maler Romare Bearden ein. Als Vorlage nimmt er dessen Gemälde, die übrigens in der Größe von Sonderbriefmarken im Booklet abgebildet sind, und überträgt deren Stimmung und Inhalt in Töne. Wo dies passt, wird er auch moderner: vor allem bei "J Mood" - dem Titeltrack eines Wynton-Albums, dessen Cover ein Bild von Romare Bearden ziert - und bei "Laughin‘ & Talkin‘ (with Higg)". In beiden spielt Wynton Trompete, und beide vermengen Elemente aus mehreren Epochen der Jazzgeschichte zu einem eindrucksvollen Stilkonglomerat. Der Standard "Seabreeze", an dessen Komposition Romaro Bearden beteiligt war, kommt dagegen als feiner Bolero daher. In drei der neun Titel verzichtet Branford auf sein Quartett. "Jungle Breeze" spielt die Familienband mit Papa Ellis, sowie den Brüdern Wynton und Jason an Trompete und Schlagzeug. "Autumn Lamp" ist ein Bluesgitarrensolo von Doug Wamble und "Caroline Shout" ein Duo von Branford mit dem Pianisten Harry Connick. Auch hier lebt die Atmosphäre aus den 1920er Jahren wieder auf - aber das passt zum Grundcharakter dieser späten Auseinandersetzung mit dem bei der Marsalis-Familie beliebten Jazz-Maler Romare Bearden.

Werner Stiefele, 01.09.2007


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