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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Veljo Tormis, Claude Debussy, Jean Sibelius

Ocean, Swan Flight, La mer, Der Schwan von Tuonela

Estnisch-Finnisches Sinfonieorchester, Anu Tali

Finladia/Warner Classics 0 685738 987627
(70 Min., 7/2000, 6/2001) 1 CD

Lassen Sie sich nicht vom kitschigen Cover abschrecken, das die Vertonung eines Rosamunde-Pilcher-Romans anzudrohen scheint! Hier melden sich eine hochbegabte junge Dirigentin und ein ebenfalls junges, viel versprechendes Orchester zu Wort.
Anu Tali, dreißig Jahre alt und aus Estland gebürtig, zählt zu den Schülern des großen finnischen Dirigenten und Pädagogen Jorma Panula, aus dessen Dirigierklasse auch Esa-Pekka Salonen, Sakari Oramo und Jukka-Pekka Saraste hervorgegangen sind. 1997 gründete sie das Estnisch-Finnische Sinfonieorchester, dessen Künstlerische Leiterin sie auch ist. Musiker aus fünfzehn Nationen gehören diesem Orchester an, das seine Tätigkeit nach Themenschwerpunkten ausrichtet und ausschließlich von Sponsoren finanziert wird.
Eine überzeugendere Visitenkarte als die vorliegende Interpretation von Debussys "La mer" hätten Dirigentin und Orchester schwerlich präsentieren können: feingliedrig, lebendig, transparent, wo nötig dramatisch zugespitzt. Faszinierend vor allem der zweite Satz, "Spiel der Wellen", in dem Anu Tali wertvolle Details in den Mittelstimmen zutage fördert und dessen Tempomodifikationen sie äußerst flexibel handhabt. Mitreißend, doch klug aufgebaut auch die Schlusssteigerung des dritten Satzes. In der kurzen Zeit seines Bestehens hat das Orchester bereits einen äußerst individuellen, hell leuchtenden Klangstil entwickelt. Sicher wäre noch etwas mehr Vertiefung in die Tonsprache Debussys vorstellbar, wie sie etwa Boulez (DG), Barenboim (Teldec) und natürlich Celibidache (DG) aufbieten, doch diese betont temperamentvolle Einspielung ist es wert, gehört zu werden.
Der größte Raum auf dieser CD ist der Orchestermusik des estnischen Komponisten Veljo Tormis gewidmet. Tormis, der in erster Linie durch Chormusik von sich reden machte, schrieb die beiden Suiten "Ocean" und "Swan Flight" in den sechziger Jahren; "Ocean" hat ihren Ursprung in Bühnenmusik zu einem Theaterstück, "Swan Flight" entstammt einer Oper. Beide Werke sind anständig gearbeitet und glänzend instrumentiert, wenn sich auch die Persönlichkeit des Komponisten weniger mitteilt als die seiner Vorbilder aus der Vergangenheit - Sibelius vor allem in "Ocean", Debussy und Ravel in "Swan Flight", der einfallsreicheren, konziseren und farbigeren der beiden Suiten. Nicht unbedingt "große Musik", doch gut anhörbar allemal.

Thomas Schulz, 01.09.2007


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