Opus 111/ Helikon 30-238
(68 Min., 5/1999) 1 CD
Nicht alle Doppelmörder können komponieren; umgekehrt gilt, dass nicht alle Komponisten Doppelmörder sind. Der Fürst von Venosa Don Carlo Gesualdo indes widerlegt beide Thesen, indem er sowohl komponierte als auch doppelt mordete. Hätte es sprechender Indizien für die blutigen Taten des kunstsinnigen Aristokraten bedurft: In Gesualdos Musik wäre man unschwer fündig geworden. Dessen Madrigale nämlich zeugen mit ihrer obsessiven Chromatik und ihrer Vorliebe für Dissonanzen, die sich nie auf-, sondern einander immer nur ablösen, für einen zumindest ziemlich absonderlichen Charakter ihres Erfinders. Namentlich Gesualdos fünftes und sechstes Madrigalbuch entstanden in einer Phase zunehmender Melancholie und Depression, und das hört man ihnen an.
Mithin spiegelte diese Musik eindeutig das seelische Profil ihres Komponisten wider. Das möchte zumindest meinen, wer sie, wie es bei dieser CD möglich ist, mit Werken aus dem zeitgenössischen Umfeld Gesualdos (Filippo de Monte, Pomponio Nenna, Giovan Montella und Luzzasco Luzzaschi) vergleicht. Rinaldo Alessandrini indes ist dieser Meinung nicht unbedingt, nicht ausschließlich.
Deshalb unternimmt er hier den Versuch, Gesualdos Madrigale zuallererst aus deren kompositorischer Struktur heraus zu begreifen. Tatsächlich durchleuchten die Sänger seines Concerto Italiano nicht nur die komplizierte Logik der Stimmführung, sondern sie stellen die vagierende Chromatik und die weitläufig verästelte Harmonik der Stücke derart in den Dienst des Ausdrucks, dass der Eindruck des Selbstverliebt-Manierierten, den Gesualdos Musik sonst oft hervorrufen kann, erst gar nicht entsteht. Unvorstellbar, dass diese Musik, dass diese Texte mit ihrer geradezu masochistisch anmutenden Lust an der Qual der Liebe jemanden kalt lassen könnten.
Susanne Benda, 07.09.2000
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