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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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Georg Friedrich Händel

Tolomeo, Re d’Egitto

Ann Hallenberg, Karina Gauvin, Anna Bonitatibus, Pietro Spagnoli, Romina Basso, Il Complesso Barocco, Alan Curtis

Archiv/Universal 477 7106
(149 Min., 9/2006) 3 CDs

Wenige Wochen vor dem Zusammenbruch seiner "Royal Academy" schrieb Georg Friedrich Händel mit "Tolomeo, Re d’Egitto" im April 1728 seine letzte Londoner Oper. Kurz zuvor hatte John Gay mit seiner äußerst erfolgreichen "Beggars’s Opera" eine beißende Satire auf die unglaubwürdige italienische Barockoper geschrieben, und Händel reagierte mit einer geradezu aristotelischen Einheit von Ort, Zeit und Handlung. Mit nur fünf Hauptpersonen zeichnet er eine vergleichsweise gradlinige Handlung um den ägyptischen Herrscher Ptolemäus IX. auf Abwegen in Zypern, die jedoch nicht auf die üblichen Arienanlässe verzichtet. Seine musikalischen Einfälle sind äußerst ungleichmäßig über das Werk verteilt, am besten hat er es noch mit seinem Starkastraten Senesino gemeint. Angeblich konnten sich die beiden nicht ausstehen, doch weil Händel auf den Londoner Publikumsliebling nicht verzichten konnte, um sein Theater füllen, schrieb er ihm ebenso anspruchsvolle Koloratur- wie rührende Trauerarien. Mit der überragenden Mezzosopranistin Ann Hallenberg setzt der Dirigent Alan Curtis auf eine volltönende Frauenstimme statt auf einen spröden Countertenor und gewinnt dadurch die erotische Ausstrahlung der Opernfigur zurück. Hallenberg verblüfft ebenso mit vollendeter Koloraturtechnik, wie sie mit eleganter Linienführung tief berührt. Karina Gauvin ist ihr ebenbürtig in der Rolle der legendären Operndiva Cuzzoni als Gattin Seleuce. Auch Anna Bonitatibus, Pietro Spagnioli und Romina Basso singen selbst in den weniger inspirierten Arien flexibel und stilsicher. Die mitunter recht ausladenden Rezitative werden angemessen lebendig gestaltet, ohne sie künstlich aufzudonnern. Das Orchester Il Complesso Barocco spielt dazu so frisch und anregend, als sei die Tinte noch nicht ganz trocken, dabei mit einer erfreulichen Selbstverständlichkeit. Auch wenn "Tolomeo" sicher nicht Händels bestes Werk ist, handelt es sich um eine rundum gelungene Aufnahme und willkommene Ergänzung zum stetig wachsenden Katalog der Händelopern.

Uwe Friedrich, 19.04.2008


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