Ambroisie/harmonia mundi AMB 151
(59 Min., 2/2007) 1 CD
Nicht jeder, der am Versailler Hof das musikalische Spitzenamt des "Maître de musique de la chambre du Roi" bekleidete, schrieb sich damit automatisch ins Musikgeschichtsbuch ein. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war der aus Savoyen stammende Joseph-Nicolas-Pancrace Royer (1705-1755) in Frankreich zwar ein berühmter Mann. Doch seine Opern wie auch die Cembalowerke spielen selbst in seiner auf Hege und Pflege des Patrimoine versessenen Heimat kaum bis gar keine Rolle mehr. Und wenn man nach den marginalen, diskografischen Rehabilitationsversuchen geht, scheint das 1746 komponierte "Premier Livre de pièces pour clavecin" Royers größter Wurf gewesen zu sein. Denn nach William Christies nunmehr schon ein Vierteljahrhundert zurückliegender Einspielung dieses 14-teiligen Stückekonvoluts hat sich Christies ehemaliger Zögling Christophe Rousset wieder dem Heft angenommen.
Roussets Instrumentenwahl fiel dabei auf ein zweimanualiges Goujon-Swanen-Cembalo aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, dessen reiche Ausschmückungen heute im Pariser Musée de la musique zu bestaunen sind. Royers Klangsprache ist dagegen, trotz des weiten Bogens von zarten Charakterstücken bis zur aufbrausenden Virtuosität, ein wenig zu konfektioniert. Und selbst beim angestachelten Bravourstück "Le Vertigo" scheint Vivaldis "Winter" durchzuziehen. Rousset ist auch da ein manuell exzellenter Interpret. Im Unterschied aber zu Christie wagt der "Klassizist" Rousset nur selten den Blick unter die Oberfläche. Während Christie etwa in "La Majestueuse" die schematische Rhetorik mit Ritardandi zerklüftet und das Mosaik auseinanderbricht, um an den Ausdruckspuls menschlichen Ringens zu gelangen, bleibt es bei Rousset – exemplarisch für die gesamte Aufnahme – lediglich bei einer reizvollen Zweidimensionalität.
Guido Fischer, 28.11.2008
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Arnulf Marquardt-Kuron
Es wäre schön, wenn der Rezensent die akteulle Einspielung außer mit der Christie Aufnahme auch mit der frühen von Christophe Rousset verglichen hätte. Der hat die Pièces de clavecin von 1746 bereits 1991 auf einem Cembalo von Henri Hermsch von 1751 eingespielt. Die CD ist 1993 bei L'Oiseau Lyre (Vertrieb DECCA 436 127-2) erschienen und wurde seinerzeit zumindest in Frankreich hochgelobt und mit einem Diapason d'Or ausgezeichnet. Die ausgezeichnete erste Einspielung von Rousset vermittelt nicht den Eindruck, dass man die Stücke besser einspielen könnte. Daher bleibt der Grund für die neue Einspielung rätselhaft.
Arnulf Marquardt-Kuron
Das eigentlich Interessante an Royer sind die Kontraste innerhalb der Stücke, besonders Le Vertigo und Marche des Scythes, die auf den empfindsamen Stil von CPE Bach vorausweisen. Dies ist im Vorwort der Erstausgabe sehr schön dargestellt.
In diesem Sinne ist die Klangsprache alles andere als konfektioniert...
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