ECM/Universal 476 6280
(69 Min., 11/2006) 1 CD
Der Franzose Jean-Marie Leclair war im 18. Jahrhundert ein hochangesehener Geiger und Violinkomponist. Doch seine zahlreichen Kammermusikwerke und Konzerte haben sich seitdem im breiten Konzertbetrieb kaum durchsetzen können. Was genauso an den fehlenden, publikumswirksamen Fingerpirouetten liegen mag wie an der Formelhaftigkeit, bei der Leclair einst die Errungenschaften der italienischen Instrumentalmusik mit französischer Grazie kombinierte. Und genau daran kranken auch die fünf Sonaten aus dem "Troisième Livre de Sonates" op. 5 (1734), für die sich John Holloway nun entschieden hat. In ihrer Viersätzigkeit folgen sie dem klassischen Schema der italienischen Sonata da chiesa, die Leclair vom Corelli-Schüler Giovanni Battista Somis vermittelt bekommen hatte. Und wenngleich die Sonate Nr. 4 immerhin mit einer wundersam in sich kreisenden Chaconne gekrönt wurde, besitzen die Sätze in ihrem höfisch-empfindsamen Ton kaum die Kraft, sich im Langzeitgedächtnis einzunisten.
Dass sich daher diesen gefälligen Leichtgewichten jetzt ausgerechnet mit John Holloway ein Violinist widmet, der mit seinen bisherigen Einspielungen von Werken eines Heinrich Ignaz Franz Biber oder eines Johann Heinrich Schmelzer Aufregendes dem Vergessen entrissen hat, ist durchaus eine Überraschung. Unter seinem Niveau bleibt Holloway mit den beiden vertrauten Basso-continuo-Musikern selbstverständlich nicht. Was die Kontrolle der Phrasierung, die Staffelung der Dynamik und die architektonische Gliederung angeht, ist auf Holloway Verlass. Und passend zu dem französischen Fluss sorgt sein Legatospiel, sein unaufdringlich runder Ton für äußerste Wohligkeit. Mehr ließ sich aber eben aus dieser Musik dann doch nicht herausholen.
Guido Fischer, 05.02.2009
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