Virgin Classics/EMI 694 5890
(71 Min., 7/2009) 1 CD
Frisch verheiratet nahm der Franzose Renaud Capuçon im Sommer seine beiden Lieblingskonzerte in Angriff. Das macht nachdenklich und erklärt einiges: Nachdenklich macht einerseits die Kombination des dauerbeschwipsten Opus 35 von Korngold mit dem Meisterwerk Opus 61 von Beethoven, das 1806(folgende) nicht nur die Gattung des Solokonzerts um Meilen nach vorn gebracht hat, sondern gleichzeitig in Aufbau wie innerer Haltung so individuell ist, dass es Spätgeborenen keine Chance zur Kopie gab – schon gar nicht einem Sorgenlos-Komponisten wie Korngold. Erklären lässt sich zum anderen, warum Capuçon, trotz bester manueller Ausstattung, dem nun wirklich tausendfach eingespielten Beethovenkonzert an keiner Stelle irgendetwas Neues, Eigenes abringt: Des Ehemanns Gedanken weilten wohl noch woanders. Das ist reine Spekulation, gewiss, aber durchaus freundlich gemeint. Denn natürlich kann ein so guter Geiger wie Capuçon mit Beethoven mehr anstellen, als ihn einfach so runterspulen, wie er es hier tut: Engagiert zwar von der Haltung her und auch mit einem wunderbar schimmernden Ton, aber ohne wirklich einsichtige Lesart. Die genauen Artikulationsvorschriften etwa im Larghetto, das gebundene Staccato, das der Klangrede hier erst ihren Sinn gibt, spielt er mal so, mal so, die langen, dünn gestochenen Vorschlagsketten nicht en passant, wie gemeint, sondern ebenso betont wie Hauptnoten etc. etc. Unerheblich, ob man den genauen Text für sakrosankt hält oder nicht: Wer ihn anders liest als wörtlich, sollte das hörbar begründen. Auch dem üppig-wuchernden Konzert von Korngold hätte größere Disziplin gut getan. Das Rotterdamer Orchester unter Capuçons Freund Nézet-Séguin spielt auf vergleichbarer Wellenlänge: Es klingt gut, doch nicht überzeugend.
Raoul Mörchen, 12.12.2009
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