Naïve/Indigo 975452
(78 Min., 3/2012)
In der 52. Folge ist die Edition des Turiner Nachlasses von Vivaldi schon angekommen. Dass man sich trotzdem noch immer nicht langweilt, hat mit der merkwürdigen Eigenschaft von Vivaldis Musik zu tun, sich den Persönlichkeiten der unterschiedlichsten Interpreten anzupassen. Und weil die Produzenten bei der Auswahl der Musiker ein glückliches Händchen bewiesen haben, ist die Reihe zu einem Kompendium der Interpretationsansätze in der aktuellen Alte-Musik-Szene geworden.
Volume 5 der Violinkonzerte ist besonders anspruchsvoll, da es jene Konzerte enthält, die Vivaldi für seinen Freund und Meisterschüler, den berühmten Dresdner Konzertmeister Johann Georg Pisendel schrieb. In dessen Rolle durfte nun der junge Violinvirtuose Dmitry Sinkovsky schlüpfen, der zugleich - wie einst Pisendel auch - Ensembleleiter ist und übrigens auch noch als Countertenor auftritt. Neben der perfekten Technik fasziniert besonders die Ideenfülle, mit der Sinkovsky auch vermeintliche Vivaldi-Floskeln individualisiert. In Lautstärke wie Klangfarbe setzt er dabei auf starke, aber immer vom Notentext motivierte Kontrastwirkungen: Mal folgt auf ein sonores Tutti ein Gespinst von fahlen kontrapunktischen Linien, mal lässt er sein Instrument in größter Höhe flötensüß singen, um wenig später mit peitschendem Springbogen die Grenzen von Klang und Geräusch auszutesten. Zwar liegt in diesem hoch energetischen Ansatz auch die Gefahr zur Manier: Die Tiefe seiner Seufzerfiguren grenzt bisweilen ans Konvulsivische und fast keinen Satz lässt er ohne hörbares Luftholen durch die geblähten Nüstern beginnen. Akzeptiert man aber, dass bei Vivaldi Komposition und Interpret gleichberechtigt sind, dann wird man Sinkovsky die Achtung nicht versagen können.
Carsten Niemann, 09.03.2013
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