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N° 1354
20.04. - 01.05.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



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Joseph Haydn

Sonaten F-Dur Hob. XVI:23, Es-Dur Hob. XVI:28, C-Dur Hob. XVI:48, Adagio F-Dur Hob. XVII:9, Andante con variazioni f-Moll Hob. XVII:6

Bobby Mitchell

Alpha/Note 1 ALP196
(76 Min., 1/2014)

Diese Aufnahme ist ein Gewinn – und zwar zunächst einmal im wörtlichen Sinne für den Pianisten Bobby Mitchell selbst, der nämlich für den Sieg beim internationalen Wettbewerb Musica Antiqua Brügge mit der Finanzierung seines CD-Debüts belohnt wurde. Das Ergebnis ist bemerkenswert: Der 29-jährige Pianist, der auch als virtuoser Interpret für Neue Musik auf sich aufmerksam gemacht hat, begnügt sich nicht damit zu zeigen, dass er sich im Spiel auf historischen Klavieren (in diesem Fall einem 1775 entstandenen Wiener Instrument nach Bauart von Johann Andreas Stein) auf dem neuesten Stand der historischen Aufführungspraxis bewegt. Mitchell verfügt über eine vollkommene Geläufigkeit; er weiß neben dem Pedal auch den für aparte Dämpfungseffekte vorgesehenen Moderatorhebel natürlich einzusetzen und sowohl geschmackvolle Verzierungen in den Reprisen anzubringen als auch stilsichere Kadenzen bei Fermaten zu erfinden. Insbesondere was Improvisation und die schon im 18. Jahrhundert entwickelte Kunst des Rubato betrifft, wagt sich Mitchell über die Grenzen des Mainstreams der Alte-Musik-Szene hinaus: Seine Idee, in extemporierten Zwischenspielen von einer Sonate zur anderen überzuleiten, verdient Nachahmung und auch in seiner sehr ausgedehnten improvisierten Kadenz in den f-Moll-Variationen zeigt er, dass es durchaus möglich ist, über das Erleben von Haydns Musik in der musikalischen Sprache der damaligen Zeit zu reflektieren. Was das Rubato betrifft, geht Mitchell allerdings an vielen Stellen einen Schritt zu weit: Während er in Passagen, die einer verzierten Gesangspartie gleichen, die rechte Hand rhythmisch so von der Bassbewegung zu entkoppeln weiß, dass der Effekt einer freien Belcanto-Linie entsteht, tut er gerade in den schnelleren Sätzen oft des Guten zu viel – bis hin zu der Gefahr, über den im Detail durchaus plausiblen rhetorischen Verzögerungen und Beschleunigungen den rhythmischen Fluss zu behindern und Haydns zwingende motivische Logik zu zerstören.

Carsten Niemann, 23.08.2014


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