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N° 1355
27.04. - 03.05.2024

nächste Aktualisierung
am 04.05.2024



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César Franck, Anton Arenski, Edvard Grieg, Joseph Haydn u.a.

Kammermusik

Martha Argerich u.a.

EMI 562 970-2
(175 Min., 6/2003) 3 CDs

Unglückliche Musikwelt. Kaum mehr kommt sie in den Genuss, eine der größten Pianistinnen aller Zeiten als Solistin live auf dem Podium zu erleben. Martha Argerich zaudert, zögert, ziert sich. Ziert sich? Nein, sie hat sich nur umorientiert. Der Käfig der Tastentigerin ist ihr zu eng geworden, zu stickig. Lieber umgibt sie sich mit jungen Talenten, die - vielleicht, einmal, irgendwann - zu den olympischen Höhen aufsteigen wie sie selbst. Und alljährlich versammelt sie diese Eleven um sich, in Lugano, in pittoresker Umgebung (und nicht zuletzt an einem Ort, der umflort ist von der Aura des Göttlichen: Arturo Benedetti Michelangeli lebte, übte, phantasierte hier). Ein Kammermusik-Festival, mit dem richtungsgebenden Titel "Martha and Friends". Sie selbst steht nur selten im Mittelpunkt. Dafür die Jugend.
Die vorliegende Live-Aufnahme vom Festival 2003 ist beredter Beweis. Andere Tastenkünstler drängen sich vor, mit ungestümer, leidenschaftlicher Gebärde: so die hinreißende Polina Leschenko, die gemeinsam mit den fabelhaften Capuçon-Gebrüdern das Klaviertrio von Anton Arensky durchwühlt und durchglüht, mit kundigem Blick für die heimlichen und unheimlichen Preziosen des Stücks. Ein kleines Klangwunder, hie und da beinahe kitschig erzählt wie ein Märchen. Gabriela Montero zeigt sich in Griegs Cello-Sonate mit Gautier Capuçon als feurige Vertreterin eines hochromantischen Habits; wer beim Anhören nicht hinweg schmilzt, muss aus Stahl sein. Gleiches gilt für die bewegende Interpretation des F-Moll-Klavierquintetts von César Franck. Und im Mittelpunkt wieder ein Pianist, der große Erwartungen weckt: Alexander Gurning. Kann alles, der Junge. Muss nur noch reifen. Um dann so zu spielen wie die Meisterin selbst. Haydn-Klaviertrio in G-Dur, das Zigeunertrio. Zwei aufeinander eingespielte Kammermusiker ersten Ranges: Renaud und Gautier Capuçon. Und mittendrin, wie ein Blitzeinschlag in die angenommene Klassik-Betulichkeit, die Chefin selbst: Martha. Glückliche Musikwelt.

Tom Persich, 01.09.2007


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