SFSmedia/Edel 1000642AV2
(77 Min., 9/2013 & 1/2014)
Auf einem ideologisch verminten Feld wie Beethoven heute noch einen Treffer zu landen, ist schwer. Zumal mit einem amerikanischen Orchester, wo man meist wenig Erfahrungen mit der historischen Aufführungspraxis gesammelt hat. Nur: Muss das denn sein? Über Geschmacksurteile entscheidet immer noch, ob man sich von einer Aufnahme mitgenommen, mitgerissen, oder aber zurückgelassen fühlt. Diese Aufnahme des 3. Klavierkonzerts hat einen Flow, einen Sog und lustige Stromschnellen, die einen unmittelbar gefangen nehmen.
„An großen Pianisten gab es noch nie Mangel“, pflegt der amerikanische Pianist Emanuel Ax uneitel zu sagen. So viel Bescheidenheit hat dazu geführt, dass man Ax eigentlich erst in den letzten Jahren ernst zu nehmen beginnt. Der 66-Jährige wirkt durchaus amerikanisch im perlend gutgelaunten, blitzsauber kommunikablen Spiel. Einen tragisch-titanischen, erdig tiefschürfenden Beethoven sucht man hier vergebens. Dafür bleibt auch das leichtgewichtige Spiel der San Francisco Symphony zu sehr den kräuselnden Oberflächen eines Beethoven-Stils verpflichtet, in dem sogar noch Erinnerungen an Rokoko und Reifröcke nachzuklingen scheinen. Noch einmal: Es mag etwas unmodern klingen; doch Musikkritik ist schließlich keine Modepolizei. Zudem treffen sich Ax und der Dirigent Michael Tilson Thomas überaus harmonisch in ihrer Rolle als Leichtnehmer Beethovens – aus Passion.
Auch bei der C-Dur-Messe, weit mehr als nur ein Füllsel, setzt „MTT“ mehr auf knackiges Zielbewusstsein als auf kantige Konturen. Immerhin: ein radikales Statement zugunsten eines Werkes, für das man sich hier begeistern soll (und darf), ohne es nur ehrfurchtsbesessen anzustaunen. Zwei Mal: Beethoven zum Mitwippen.
Robert Fraunholzer, 21.11.2015
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