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Hätte der dänische Maler Baron Arild Rosenkrantz (1870-1964) den Anthroposophenchef Rudolf Steiner etwas früher kennen gelernt, wäre wohl alles ganz anders gekommen: 1914 folgte er Steiner in die Schweiz, half beim Ausmalen der Kuppel des ersten (später abgebrannten) Goetheanums und änderte seinen Malstil vollkommen. Nackte Frauen, und seien sie auch nur das Personal antikisierender allegorischer Darstellungen, hätte Rosenkrantz unter dem Einfluss der keuschen Anthroposophen sicher nicht mehr abgebildet. Genau dies tat er aber noch 1911 im Auftrag der Londoner Royal Academy: Für die Eingangshalle des neuen Gebäudes entstanden zehn an nacktem Fleisch reiche Darstellungen musikalischer Affekte. Das war zu viel für das edwardianische England – nur zwei Monate hingen die Bilder, dann wurden sie entfernt und verschwanden. Nach langer Suche tauchten sie nun im privaten Flügel eines dänischen Schlosses wieder auf. Ein Nachfahre des Barons stellte sie jetzt der Royal Academy als Leihgabe zur Verfügung.
Michael Wersin, 13.09.2014, RONDO Ausgabe 1 / 2007
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